Volltext Seite (XML)
405 oder wie das Zeug heißt, an der Papiertapete herab rinne. Offenbar hat sich der böse Feind über diesen Vorfall herzlich zerlacht, weil der fromme Büßer des kräftigen Schutzmittels gegen die Gewalt der Weltkin der verlustig ging und einige Flüche ausstieß, und nun bitte ich Euch, Donna, beim Blut des heiligen Gen- naro, gebt mir anderes Gift aus dem Lorbeeratorio, damit mein frommer Herr nicht den Schrecken der Holle erliegt." Fiorilla floh ei^g davon, um das Verlangen der Magd scheinbar zu befriedigen, d. h., eine noch un schuldigere Tinktur an die Stelle der verschütteten zu besorgen, aber Charles konnte unmöglich diesen bös artigen Unsinn mit Stillschweigen ertragen. „Höre," sprach er, mit Hast ihren Arm ergreifend, ich bin über zeugt, daß Du es gut meinst mit Deiner Herrschaft, und ich verzichte darauf, Deine religiösen Ansichten ändern zu wollen. Aber hüte Dich, den kranken Mann fernerhin mit Deinen verrückten Höllenphantasicn zu ängstigen, wenn ich Dich nicht aus dem Hause werfen und dem Jrrenhospital überantworten soll. Alte När rin, dieß Haus steht in des Herrn Hand, in des Him mels Schutz, denn nie ist eine lichtscheue Frevelthat darin geübt worden, und da wir gute Menschen sein sollen aus Liebe zum Guten und weder aus Furcht vor den jenseitigen Folgen lasterhaften Erdenwandels, noch aus gewinnsüchtiger Spekulation auf die ewigen Freuden, so sind Deine Motive zur Tugend nichtswür dig und verdammlich, und Deinen Jrrthum wirst Du leider zu spät cinschen. Jetzt geh, denn dort kommt die Donna mit dem Fläschchen, und überlege Dir sehr genau, was ich gesprochen habe." Betäubt schlich die Magd mit dem Fläschchen da von, und die Liebenden hatten nun Muße, die Vor bereitungen zu ihrem Werke zu treffen. — (Beschluß folgt.) Jnvaliderrs Heimkehr. Wacker dient' ich meinem Kaiser, Endlich ohne Gnadensold Ward der Abschied mir geschrieben, Doch dem Kaiser blieb ich hold. Hab' vor seiner Burg geschultert, Zog der Türkengrenze nah', Sah' die Brüder müd entschlafen In dem Grabe Mantua. Doch, was will ich heute klagen, Heut' — seit vierzehn llihren frei. Will am süßen Traum mich laben, Wie's bei meinen Lieben sei. Lebt mein Kind? Jst's groß geworden ? Säugling an der Mutterbrust Ließ ich's, als an jenem Abend 2ch zur Fahne fortgemußt. Vor dem Walde liegt das"Städtchen, Seiner Hütt' entsteigt der Rauch/ Und die Lampe am Kamine Flimmert nach dem alten Brauch. Um die Ecke biegt der Krieger, Aus der Hütte tönt Gesang, Drinn nach vaterländ'scher Weise Tönet lieblich Harfenklang Und es beben ihm die Glieder! Freudetrunken schwelgt der Sinn, Denn sein Kind ist Jungfrau worden, Wird nun ihm Ernährerin. Für den Vater wird sie werben Mit der Harf um Minnelohn, Ahnt' er; faltek fromm die Hände, Betet unter Harsenton: „Wacker dient' ich meinem Kaiser, Wehrt' ihm treu das Reich vor Noth, Vater und du giebst mir wieder Durch mein Kind mein täglich Brod!" T. E. W. Vierzehn Jahre sind vorüber, Abgezählt sind sie mit Harm, Wie die Perl' im Rosenkränze; Heimwärts kehr' ich, matt und arm.