Volltext Seite (XML)
frischen Trunkes bei ihm eingekchrt sei und das Beil entwendÄ habe. Auch fand sich die Narbe vor, die dieser Mensch unter dem linken Auge trug. Nach ungefähr achttägigem Läugnen und allerhand Ausflüchten gestand endlich Morillo, da er sein Alibi nicht zu beweisen im Stande war und sich trotz seiner raffinirten Schlauheit nicht herauszuredcn vermochte, die Aussagen des Schmiedes ein. Aber von diesem Gcständniß bis zu dem des Mordes an den Grafen von Lilienfeld lag noch eine große Kluft dazwischen. Trotzdem, daß sich die Verdachtgründe gegen ihn immer mehrten, so wußte doch Morillo, daß wenn er gestehe, davon, sein Kops abhänge. Er wußte sich da her, was das verbrecherische Faktum selbst anbelangte, mit außerordentlicher Gewandtheit und in wahren Schlan- genwindungcn durchzulügen, so daß er nicht selten seine eignen Richter in Verwirrung und halbe Verzweiflung brachte. Schon verzweifelte die Untersuchungscommission, den Morillo als des Mordes an den Grafen von Lilienfeld schuldig verurtheilen zu können, da, wie viele Beweise gegen ihn auch Vorlagen, sie doch nicht der Art waren, ihn rechtskräftig zu überführen, als ein eigenhändiger Brief des Italieners der Sache den Ausschlag gab, sein Gcständniß der schwarzen That herbcisührtc und seine Verurtheilung zur Folge hatte. Es trat nämlich plötzlich der ältere Prinz aus Bä- renstcin, der so eben von einer größer» Reise aus dem Auslande heimgckehrt war, als Ankläger gegen Morillo auf. Bei diesem hatte nämlich ehedem der Italiener in Diensten gestanden, aus welchen er entlassen werden mußte, nachdem ihn der Minister von Lilienfeld wegen mehrcr kundgeworvenen Bubenstücke aus dem Lande verbannte. Morillo, von südlichem Rachegefühl durch drungen, Halle deßhalb dem Grafen den Tod geschwo- reu, welchen Schwur er denn auch zur AuWhrung brachte. Vorher jedoch war er unklug genug, den Prinzen, seinem ehemaligen Herrn, von seinem Vorha ben in Kcnntniß zu setzen, indem er zugleich zu ver stehen gab, daß er durch Hinwegräumung des fürstlichen Rathes auch ihm (dem Prinzen) einen Dienst erzeige. Als dieses Schreiben auf Bärenstein anlangte, war der Prinz bereits abgcrcist, der Brief blieb liegen und kam erst nach seiner Rückkehr, die während des Prozesses gegen Morillo erfolgte» in seine Hände. War cs nun Rechtsgefühl oder die Besorgniß, für einen Mitwisser des Verbrechens gehalten zu werden (wovon auch im Volke ziemlich laut die Rede ging), kurz der Prinz reichte den Vorgefundenen Brief d Italieners unverzüglich bei dem Eriminalgerichte ei Morillo, auf diese schlagende Weise überführt, konr jetzt nicht länger läugnen, gestand den Mord ein ui sein schuldiges Haupt siel binnen wenig Wochen a dem Blutgerüste. Die Spannung aber, welche seit geraumer Ze zwischen dem Fürsten und den Prinzen auf Bärcnstei obgewaltct hatte, wurde durch die Handlungsweise de ältern Prinzen, wodurch der Verbrecher vollends cn larvt und zur Strafe gezoa^n worden war, bedeuten gemildert, man trat sich wieder näher, und ein befrcün detcs Vcrhältniß trat an die Stelle des frühem Hasses auch hakte der Prinz auf Bärenstein an Popularitä im Lande sehr gewonnen. Emanuel genas nach Verlauf eines halben Jahres von seinem somnambülen Zustande vollkommen. Er trat zu seiner Ausbildung auf Kosten des Fürsten eine größere Kunstreise an, von welcher er als tüchtiger Künstler zurückkehrte. Sein pseudonymer Name Hai in der Kunstwell einen guten Klang und seine Schöpfun gen werden als Zierde für jede Gallerie gehalten. Von seiner nächtlichen Zeichnung der Mordscene hat er nie Kcnntniß erhalten, wie überhaupt die ganze Sache Kabinetsgeheimniß blieb. Die Regierung wollte sicht, da die Lehre des thierischcn Magnetismus noch nicht wissenschaftlich genug begründet ist, selbst Veran lassung zu Mißdeutungen oder wohl gar Stoff zu jenem verderblichen Mysticismus geben, der eine wahre mora lische Krankheit der Gegenwart genannt werden muß. Napolcvtt's letzten Lebenslage, sein Tod nnd Begräbniß. (Nach Hazlitt.) iFortsetzung.) Am 3. April wurden die Symptome der Krankheit so beunruhigend, daß Antommarchi, Bertrand und Montholon anzeigtcn, daß die höchste Gefahr vorhan den sei, und cs wünschcnswcrlh wäre, wenn der Kaiser sciine Angelegenheiten* ordnete. Er hatte nun Fiebcr- anfälle und einen heftigen Durst, der ihn häufig des Nachts plagte. Am 14. befand sich Napoleon besser, und sprach mit Or. Arnott über die Verdienste M arl- borough's, dessen „Feldzüge" er dem 20. Regiments zum Geschenk machen wollte, da er erfuhr, daß cs kein