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« Nebft Beiblatt: Die Eilpost erscheint regelmäßig jede Woche, und wird der Jahrgang 75 — öO Dogen TtN mit 52 äußerst fein ge stochenen u. sauber colo- rirten Kupfertafeln, die neusten Pariser, Londo ner und Wiener Moden in etwa 200 Figuren darstellend, umfassen. Außerdem werden der selben jährlich noch 20 — 24 Portraits ausge zeichneter Männer oder Frauen, oderAbbildun- „D er Salo n." gen anderer besonders interessanter Gegenstän de,als Extrakupfer ohne Preiserhöhung bei gege ben. Preis für den Jahr gang mit allen Kpfn. 6 Thlr. ohne Kupfer 3 ,, Kupfer allein 4 „ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, Zei- tungs-Erveditionen und Postämter. Redakteur: Ferdinand Stolle. ^ ^ ^ Verleger: rerter Jahrgang. Eduard Meißner. 21» Leipzig, den 2L. Mai. 1840. E nt a n n e l. Eine K r i m i n a l g e s ch i ch t e. Mitgktheilt von Ferdinand Stolle. Nie hat man wohl die Bewohner der Residenz oder des kleinen Fürstentums Z. in größerer Aufregung gesehen, als an jenen: Morgen, wo die furchtbar er schütternde Nachricht durch die Stadt lief, daß des Fürsten Freund und erster Rath, der Graf von Lilien feld, bei der Heimkehr von seinem Landsitze meuchele risch ermordet worden sei. Selten wohl wird ein so getreuer Rathgeber unh Freund des regierenden Herrn gefunden werden, der zugleich ein eben so treuer und gewissenhafter Freund des Volks gewesen wäre, als dicß mit dem Grafen von Lilienfeld der Fall war. Den blühenden Wohlstand ihres kleinen Staates hatten die Bewohner fast einzig der weisen Fürsorge des ersten Ministers zu verdanken. Letzterer war unstreitig das schönste Vcrmächtniß, wel ches der unlängst verstorbene Fürst seinem Sohne und Nachfolger hintcrlassen hatte. Dieser mit allen Vor zügen des Herzens und Geistes geschmückte junge Fürst . Jahrgang. hing daher auch mit fast kindlicher Zuneigung an dem bejahrten Grafen, und das Wohl des Landes schien für lange Zeit gesichert zu sein. Während bei den politischen Bewegungen der neuern Zeit mancher benachbarte Staat in Unruhe versetzt wurde, kannten die Bewohner unsers Fürstenthums die Worte Aufruhr, Demagogie und Revolution nur aus den Zeitungen. Lilienfeld, den Geist der Zeit er kennend und mit ihm fortgehend, hatte nach und nach alle Hemmnisse, welche Veranlassung zu Unruhen und Zerwürsniß geben konnten, aus dem Wege geräumt. Man muß hier zugebcn, daß seine Persönlichkeit dabei Vieles getragen hatte. Namentlich war dieß der Fall bei feudalistischen Unbilden, jenen Ueberresten einer un- tcrgegangenen Zeit. Es gelang ihm blos auf dem Wege der Güte, den Adel zu Concessioncn zu vermö gen, und die Lasten des Landmanns zu erleichtern ohne officielles Einschreiten der Regierung. Ja kam doch selbst nicht selten der Fall vor, daß ihn streitende Parteien in Civilsachen zum Schiedsrichter ernannten, sich seinem eben so gerechten als weisen Ausspruche fügten und sich so langwierige und kostspielige Prozesse ersparten.