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225 darauf sein Schrecken / bei dem Anblick des hitzigen Kampfes, der sich zwischen seinem Vater und dem Engländer entspannen hatte. „Muth!" rief er dem Vater zu, aber seine Stimme verhallte in dem einför migen Getön der Wellen. > > , Endlich sind nur noch einige Klaftern zurückzulegen und er hat die Kämpfenden cingcholt. Er erreicht sie. . . . Die Freude, der Zorn, die Nachgier machen ihn trunken, er ruft nicht mehr, aber er fliegt über die letzte Welle. . . . Das Messer den Händen des Engländers entreißen, es ihm in die Brust stoßen, seinen Vater von dem Gegner losmachen, ihn ergreifen und emporziehen, dicß Alles war das Werk eines Augenblicks. Dann fetzte er, mit seiner kostbaren Bürde mühsam weiter schwim mend, seinen Weg nach der Küste fort. Sein Muth gab ihm Vertrauen auf seine Kräfte, aber einige Klaf tern vom Lande verließen sie ihn. Er fühlte seine Bürde von seinen Schultern herabgleiten und seine Arme vermochten nicht, sie festzuhalten. Schaudernd vor Schrecken bei dem Gedanken, seinen noch lebenden Vater den Wellen überlassen zu müssen, stieß Tobias einen wüthenden Schrei aus. Dieser neue Paroxismus gab ihm für den Augenblick seine ganze Kraft wieder, er erreichte das Ufer. Keuchend zog er seinen Vater nach sich und legte ihn auf den Sand. Bog gab im ersten Augenblicke kein Zeichen des Lebens von sich. Tobias warf sich über ihn und da er ihn für todt hielt, fing er bitterlich an zu weinen. Indessen war Bog nur in Ohnmacht gesunken oder vielmehr seine zu große Schwäche halte ihn in einen tiefen, unempfindlichen Schlaf versetzt. Tobias, selbst zu erschöpft, um ihn vom Ufer wegzutragen, wo die Sonne sie mit ihren glühenden Strahlen sengte, be deckte ihn mit den grünen Blattern der Seepalme und entfernte sich, um Hülse zu holen. Als ungefähr eine halbe Stunde verflossen war, erschien ein Piket Dragoner, welches in der Gegend die Runde machte und auch an die Stelle kam, wo Bog lag. Der Offizier, der dabei war, ahnete, daß irgend ein besondrer Umstand den Leichnam an jene Stelle gebracht haben möge und ließ sogleich seine Mannschaft umkehrcn, in einiger Entfernung vom Ufer aber wendete er sein Pferd, kam mit verhängten Zü geln bei Bog an, stieg ab, untersuchte den leinenen Gürtel, den er an den Lenden desselben bemerkt hatte, und zog die Papiere heraus, welche die Befehle des Ad mirals Villarct Jopeuse enthielten. Was aus diesen Papieren geworden ist? Man hat sie nie wiederge sehen. * Einige Zeit darauf wurde Bog in eine armselige Hütte geschafft, auf ein Lager von Blättern gelegt und der Sorgfalt eines mit den Geheimnissen der Heilmit tel vertrauten Negers übergeben. Tobias, der verge bens nach den Papieren gesucht hatte, die seinem Va ter anvertraut waren, eilte rasch in das Lager, um den Kommandanten P.... mündlich von dem Aufträge in Kenntniß zu setzen, aber der Offizier, an welchen er sich wendete, um zu dem Chevalier P>... geführt zu werden, wollte seinen Worten nicht glauben und ließ ihn unter dem Vorgeben, als gehöre er zu der Parthei der Aufrührer, arrctiren. Während dieser Zeit hatten die Engländer ohne Schwertstreich die Landung bewerkstelligt; sie setzten ihren Triumphzug fort und begannen die Belagerung des Fort Bourbon. Eine Hand voll Menschen hätte sie in den Engpässen, die sie passiren mußten, auf halten können, aber der Kommandant B hatte keine Ordre erhalten! Am Abend nach einem von den Engländern unter nommenen Sturine erhob sich der Mond hell und rein über dem Fort Bourbon und beleuchtete ein trau riges Schauspiel. Mitten unter umgestürzten Kano nen, zusammcngeschossenen Maucrstücken, zerbrochenen Waffen und ringsumherliegenden Todten erblickte man einen jungen Mulatten mit einem Kruzifix von Eben holz am Halse, dessen Kopf von einer Kugel zer schmettert war. Neben ihm saß sein Vater, der den leblosen Körper krampfhaft in seine Arme drückte, und vor ihm knicete seine Mutter, die für ihn betete. Als ich im Jahre 1837 einen Ausflug in Marti nique machte, zwang mich ein Gewitter, in eine ärm liche Hütte einzutreten und um Aufnahme für die Nacht zu bitten. Ihr einziger Bewohner war ein Greis aus der Klasse der Mulatten, der damit beschäf tigt war, in der Asche einige Mam'okwurzcln zu rösten. Am andern Morgen fragte ich ihn nach dem Rasen hügel, der wie ein Grab vor seiner Hütte aufgerichtet war. Er enthielt die Ucberreste dreier Wesen, die ihm theuer gewesen waren, seiner Mutter, seines Weibes und seines Sohnes. Der Greis war Bog selbst.