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Thee fehlen zu lassen, und ihn Jedermann, der dessel ben bedarf, um einen billigen Preis zu verkaufen." „Das ist sehr weife!" sagten die Kaufleute. „Unglücklicherweise wird das Gesetz nicht immer vollstreckt, und die reichen Leute finden Mittel, cs zu umgehen. Es tritt Theemangel ein. Die Armen, die sich nicht mehr ihr gewöhnliches Getränk verschaffen können, berauschen sich mit einem aus Korn bereiteten schlechten Gebräu, und sterben in Menge. Wie oft, wenn ich sic im Gasscnkoth sich habe wälzen sehen, Hab' ich den Thee gelobt, der Geist und Körper gesund erhält. Welche entsetzliche Handlungen werden began gen in diesen Gegenden, wenn man den Thee nur zu hohen Preisen kaufen kann. Die Landleute nehmen sodann die Blätter ihrer Gesträuche, lassen sie trocknen, werfen sie in ihre Theekannen, und trinken dieß scheuß liche Getränk statt des wohlschmeckenden Thee's." „Man bemühet sich doch gewiß, einer solchen Noth unverzüglich abzuhelfcn!" sagten die Hongs. „Nein," cntgegncte Dang. „Denn gerade in sol chen Augenblicken sind der reichen Leute Vortheile am größten, und der König thcilt sie mit ihnen. Der eine, wie die anderen, machen aus Noth und Elend des Volks eine Spekulation. Viermal jährlich findet ein großer Theevcrkauf Statt. Die Preise sind ungeheuer, beinahe unglaublich. Würde der Thee nur von den Neichen getrunken, würde man seine Theurung nicht so unbillig nennen dürfen, als jetzt, wo er gerade das Hauptgctränk der unbemittelten Stände ist. Durch seine Abgaben verdoppelt überdem der König den Preis, um welchen man ihn sonst vielleicht losschlagen würde." — Nachdem man Alles von Pang erfahren, was man zu wissen nöihig hatte, verabschiedete man ihn, und schrill nun zur Berathung, was unter so bewandten j Umständen zu thun oder zu lassen sei. Indem man noch damit beschäftigt war, wurde den Hongs hinter bracht, daß soeben ein amerikanisches Schiff, mit baum wollenen und wollenen Stoffen beladen, im Hafen vor Anker gegangen sei. Sogleich erhob sich Quang-tam, ging hinaus und kaufte eine bedeutende Menge amerikanischer Maaren, die den Ruf haben, von vortrefflicher Qualität zu sein. Er bat sodann die von den Holländern betrogenen Kaufleute, ihre verdorbenen Ginghams und Shawls gegen einen Theil dieser Stoffe einzutauschen, was auch geschah und wodurch Jedermann zusriedengcstellt wurde. ' Indessen war die Sache damit noch nicht abgethan. Auf jeden Fall mußte man dem eben so schlauen als unerbittlichen Le, Minister und General-Gouverneur von Kanton und Kwang-se, dem einzigen hohen Be amten des chinesischen Reichs, der in Berührung mit den Fremden steht, über den Statt gefundenen Vorfall Bericht abstatten. Die Hongs erfüllten diese Pflicht durch nachstehende an ihn gerichtete Vorstellung: „Alle Hongs - Kaufleute versammeln sich, um zu den Füßen des Statthalters, dessen Höflichkeit und Edelmuth ohne Wanken ist, diesen Brief nicderzulegen. Möge, solches ist unsrer eifrigster Wunsch, der Statt halter immer kalt trinken, und in dieser Welt der Glück seligkeit unter allen Gestalten theilhaflig werden." „Ist das Unglück geschehen, wozu nützt dann der Zorn? Wahrlich, es ist besser, einer Erneuerung des Uebels vorzubeugen, als darüber sich zu beklagen. Ein Barbar von jenseits der Meere hat Friede und Ver trauen bei uns vernichtet. Daß unser Bruder Quang- tam nicht Theilnehmer der Uebellhat gewesen, bezeugt uns augenscheinlich sein Verlangen, uns die Ruhe wiederzugeben, und aus seinem Beutel des Barbaren Betrug auszugleichen. Unser Bruder erhalte demnach den klaren und bestimmten Befehl, bis auf das letzte' Stück die Waaren zu verbrennen, welche Veranlassung zur Unruhe gegeben. Durch des Scheiterhaufens Flamme wird seine Rechtschaffenheit sich offenbaren, und sein Gesicht wird von Ehrlichkeit strahlen." „Viele Jahre sind vergangen, ohne daß die Bar baren sich ihrem Worte ungetreu gezeigt. Durch die Bastonade, welche das unendliche Wohlwollen des Statthalters auf die Fußsohlen des Verbrechers wird anwendbar machen lassen, je nachdem seines Herzens Zartheit es für schicklich erachtet, werden wieder viele Jahre vergehen, bevor ein ähnlicher Scandal sich er neuern dürfte. Gerade ein solches Begehen würde des Statthalters höchste Weisheit Jedermann kund thun. Außerdem müßte dem Schuldigen noch eingeschärst werden, den soeben wehenden Nordwind zu benutzen und unter Segel zu gehen." „Die neun Hongs, vorzüglich aber die in Thränen schwimmenden Augen Quang-tams, erwarten entschie den und mit großer Unruhe den gütevollen Blick, welchen der Statthalter auf sie und auf diese Angele genheiten zu werfen geruhen wird." „Unterzeichnet: u. s. w. u. s. w." Dieser gütevolle, ungeduldig erwartete Blick siel endlich auf die Kaufleute. Der Kapitän empfing die Bastonade, wodurch er radikal vom Podagra geheilt