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175 .'!tz Lchl «Sit Ä >z !»» KP r kl !Ä M, l. t,ß l« !NÜ- M kl,. Schatten eines weiblichen Wesens im Palaste des Pascha's und die Rosen hörten auf von der Terrasse des Harems herabzufallen. Indessen unterhielt sich der Künstler jeden Tag sehr lange mit dem Vice-König. In einer dieser Unter haltungen erklärte Horace Nernet unter Anderm Meh- mcd auch das Daguerröotype und dieser war von je ner merkwürdigen Erfindung so entzückt, daß er mit eigenen Händen einen Versuch zu machen wünschte. So begann denn der Pascha mehre Tage die Gesetze und das Verfahren des Photographen zu studiren, und binnen kurzer Zeit war der Schüler ziemlich bewandert darin und wollte nun auf eine glänzende Weise Pro ben seiner Kenntnisse ablcgen. „Wenn cs morgen schönes Wetter ist," sagte er zum Maler, „so wollen wir unsere großen Hafenarbeiter, in Augenschein nehmen; ich werde Dein wunderbares Instrument mitnehmcn und ich selbst will mich mit der Hervorzaubcrung der Wunder beschäftigen." Da am andern Morgen die Sonne Egyptens feu rig Heraufstieg, so setzten sich der Künstler und der Vice-König mit mehren Offizieren in Bewegung. In dem Augenblicke, als sie vor den Badehäusern der Frauen vorüberritten, stand Horace Vernct's Pferd plötzlich stille. Ein köstlicher Blumenstrauß siel vor ihm auf den Sattel nieder und die ganze Umgebung wünschte ihm Glück zu solcher ausgezeichneten Gunstbezeugung. „Das zweite Kapitel meines Romans," dachte der Künstler, „meine liebende Unbekannte badet sich in die sem Hause!" Als er sah, daß man sein Bouquet mit großer Neugierde betrachtete, begann auch er cs genauer in Erwägung zu ziehen. Die Blumen waren eben so ausgezeichnet, als selten, und ihre Zusammenstellung war noch vorzüglicher. Unbestritten enthielten sie irgend eine charmante Hieroglyphe, welche nicht deuten zu können, der Künstler sehr bedauerte. „Sie suchen den Sinn dieser balsamdufligcn Bot schaft, mein Herr," sagte ein junger Offizier von den Mamelucken des Pascha's, welcher fertig französisch sprach, „wenn Sie mir dieselbe einen Augenblick un tersuchen lassen wollen, so will ich sie Ihnen erklären." „Sehr gern," entgcgnetc der Maler und gab dem Offizier sofort das Bouquet. Dieser betrachtete es von allen Seiten, sog den Dust jeder Blume ein und äußerte sich dann: „Die Schläge meines Herzens sagen mir, daß ich Sie liebe; sagen die Schläge Ihres Herzens, daß Sie mich lieben? Mein Körper ist eben so frei von jedem Makel, als meine Seele rein von jeder Leidenschaft ist; ist Ihre Seele eben so jungfräulich lauter von jeder Unbeständigkeit? Ich schmachte nur nach Freiheit, um Ihre Sklavin sein zu können; wollen Sie mein Herr werden und mir zur Freiheit helfen ? Gehen Sie nicht des Morgens, sondern des Abends unter den Terrassen entlang. Die weißen Rosen regnen noch immer auf Sie herab, o mein Jnnigstgeliebter, und der Duft der Rosen ist nicht minder süß am Abend als am Mor gen. — Sollten Sie mir jemals begegnen, so erkennen Sie mich an meiner rothcn Schärpe." Nachdem diese neue Art von Lectüre zu Ende war, gab der Offizier dem Künstler das Bouquet zurück, und trotzdem letzterer dießmal vom Pascha selbst be glückwünscht ward, so blieb cr dennoch nachdenkend und seine Mienen zeigten einen Anflug von Lächeln. „Ich danke Ihnen, mein Herr," sagte dann Horace Vernet zu seinem galanten Uebersetzer, „aber ich bitte Sie, nun auch Ihr Werk zu vollenden, indem Sie eine dieses Briefes würdige Antwort verfassen." „Das soll nicht lange dauern," entgegnete der Offizier und löste zugleich das Bouquet auf. Nachdem cr mit großer Leichtigkeit die Zusammen setzung der Blumen verändert hatte, hatte cr ihnen folgende Deutung gegeben: » „Ja, die Schläge meines Herzens sagen mir, daß ich Sie liebe; ja, meine Seele ist frei wie die Ihrige von jeder Unbeständigkeit! Ich will Sie unter der einzigen Bedingung befreien, daß ich Ihr Sklave sei und nicht Ihr Herr. Ich erwarte diesen Abend ein Andenken von Ihnen unter den Terrassen, meine un aussprechlich Geliebte! Mein ganzes Sinnen und Trachten ist, ob früh, ob Abends, nur nach Ihnen. Wo Sie mich auch finden sollten, werden Sie mich an meinem blauen Mantel erkennen." „Köstlich! mein Herr, köstlich!" rief der Maler aus, indem er das Bouquet zurücknahm. „Köstlich!" wiederholte die Begleitung, welche in diesem Augenblicke am Hasen angelangt war. Man sprach da noch einige Zeit von dem Aben teuer des Künstlers, doch schien er es selbst bald ver gessen zu haben, da ihn die Dagucrreotype-Operation ausschließlich in Anspruch nahm. Vermöge einiger Winke und einer kleinen Unter stützung legte der Vice-König ziemlich glücklich seine Proben ab, und auf das von ihm in der 6am«wa