Volltext Seite (XML)
Nebft Beiblatt: „D er Salo n." Jede Woche erscheint 1^2 bis IV» Bogen Text und I bis !i fein gestochene und sauber colorirtc Kupfcrtafelii, st bis 10 verschiedene Abbildungen der neuesten Pariser, Londo ner und Wiener Moden ent haltend. Außerdem werden derselben von Zeit zu Zeit die neuesten Schnitte von Klci- Redacteur und Verleger: Ferdinand Stolle. dern für Damen und Herren noch gratis beigegeben. Preis des Jahrganges mit Kpfrn. 6 Thlr. ohne Kxfr. S „ Kpfr,allein« „ Alle Buchhandlungen, Zei- tungserpeditionen u, Postäm ter nehmen Bestellungen an. Commissionär: Theodor Thomas in Leipzig. ^ LS. Neue Folge. Erster Jahrgang. 1842. Die Kaiserin und der Soldat. Novellette. Der Doctor Lacourner, ein Mann von großem Talent und viel Geist, war der einzige, der bei der Kaiserin Josephine das Amt eines Arztes und Chirurgen versah, weshalb er auch nur selten ab wesend sein konnte. Eines Abends jedoch, da ihn Josephine hatte rufen lassen, meldete man derselben, daß Herr Lacourner nach Paris gegangen sei, von wo er wahrscheinlich sehr bald zurückkommen würde. Zwei Stunden darauf verlangt die Kaiserin auf's Neue nach dem Arzt; er ist noch nicht zurückge kommen, gibt man ihr zur Antwort. Endlich bringt man ihr die Nachricht, Herr Lacourner sei einge troffen. Sogleich muß er erscheinen, und es entgeht dem Doctor gleich bei seinem Eintritt nicht, daß seine Monarchin unzufrieden sei. „Bereits seit zwei Stunden befinde ich mich un wohl," sagte sie zu ihm, „und vergebens habe ich nach Ihnen ausgeschickt, mein Herr. Was fehlt Ihnen denn hier, daß Sie sich für verpflichtet hal ten, andere Besuche zu machen?" „Madame," entgcgnete der Doctor mit einer eben so ruhigen, als respektvollen Miene, „ich kenne Neue Folge. I. Jahrgang. das Herz Ihrer Majestät zu gut, um versichert zu sein, daß Sie mir verzeihen würden, wenn Sie wüßte», was mich zurückgehaltcn." „Sehen Sie doch mein Herr, war denn dieß wichtige Geschäft so eilig, daß es Ihnen nicht ein mal Zeit gelassen hat, zuvor bei mir nachzufragen, ob ich etwas bedürfe?" „Ich war nach Paris gegangen, um einige nöthige Geschäfte, die mein Amt mit sich führt, zu besorgen, wie dieß von Zeit zu Zeit der Fall ist. Ich hatte mir vorgenommen, sogleich zurückzukommen, und wirklich befand ich mich um sieben Uhr auf der ruv LUIlt-Iit-ii, um mein Cabriolet kommen zu lassen, das ich beim Caroufsel gelassen hatte — als eine herzzerreißende Scene meine Blicke traf. Ganz nahe am I'IWillrt- tritn^sis lagen drei arme Kinder, die ihre Blöße kaum mit elenden Lumpen bedecken konn ten, auf der Erde; das älteste von ihnen, ungefähr von zehn Jahren, saß an die Mauer angclehnt und hielt in seinen Armen ein anderes kleines Geschöpf von kaum zwei Jahren, indem es weinte und an einer harten Brotrinde nagte. Zur Seite lag die dritte etwas ältere Elendsgestalt hingcstreckt. Diese Kinder bettelten nicht, aber auf einem Papier, das auf der Erde lag und von einem kleinen Stümpfchen