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Nebft Beiblatt: „D er Salo n."s . Jede Woche erscheint I^i ^ bis lV» Bogen Text und I bis 2 fein gestochene und sauber colorirtc Kupfcrtasel», bis lt> verschiedene Abbildungen der neueste» Pariser, Londo ner und Wiener Moden ent haltend. Außerdem werden derselben von Zeit zu Zeit die neuesten Schnitte von Klei- >d Her> dern sür Damen und Herren noch grgtis bejgegeben. Preis des Jahrganges mit Kpfr». V Thlr. ohne Krfr. 3 „ Kpfr, allein 4 ,, Alle Buchhandlungen, gei- tungserpeditionen u.Postäm- ' ter nehmen Bestellungen an. Redacteur und Verleger: Ferdinand Stolle. Commissionär: Theodor Thomas in Leipzig. 11» ^tcue Fvlge. Erster Jahrgang. 1842» Pie Schreckens nacht. Nach dem Siege der Russen bei Ny-Karleby nahmen die Kriegsvcrhältnisse eine ganz andere Wen dung. Die Schweden wichen auf dem Wege nach Uleaborg so schnell zurück, daß wir ihnen kaum folgen konnten. Unterdessen harte uns der strenge nordische Winter mit seiner Kälte und mit seinem Schneege stöber heimgesucht. Die Truppen verlebten größtcn- theils ihre Tage auf dem Marsche, die Nächte im Bivouak. Lebensmittel hatten wir nicht viel; zur Stillung des Hungers brachen wir unsere Zähne am Schwedischen Brote, und nur selten erquickten und stärkten wir uns mit Gin und Schwagdeiacka (eine Art Bier, oder eigentlich Kwaß); statt des Tabaks rauchten wir Hopsen. Die Pferde wurden mit Allem gefüttert, was uns zur Hand war: mit Mehl, Stroh und Moos. In Folge der Bivouakseucr, der Asche und des Rauches glichen wir Köhlern oder Schorn steinfegern. Der Befehlshaber unseres Corps, Graf Kamcnsky, thcilte brüderlich mit uns alle Be schwerden und Gefahren. Schnelligkeit und rascher Angriff waren die beiden Hauptregeln seiner Taktik. „Vorwärts, Kinder, Brüder!" sagte er zu den er müdeten Soldaten, „vorwärts! dort wollen wir Neue Folge. I. Jahrgang. ausruhen und jubeln." Und in der That sorgte er sür Alle, wie ein Vater. Den Offizieren gab er fast in jeder Stadt Bälle, die Soldaten versorgte er bei jeglicher Gelegenheit mit Speise und Kleidung. Es war eine Freude, unter ihm zu dienen — Schade, daß wir diesen General so früh verloren haben! Die Schweden verfolgend, besetzten wir Brahe- stad. Hier war das Hauptquartier, und die Truppen lagerten sich zu ihrer Stärkung und Erholung, mit aller Kriegsvorsicht, nahe bei den umliegenden Dör fern. Nur der Vortrab, welcher hier abgelöst und zur Belohnung, sür überstandene Beschwerden der Nachtrab wurde, kam hinter die Stadt in Quartiere; bei dieser Abthcilung befand sich apch unsere Ulanen- Escadron. O welche Wonne ist es, in einer war- meMSlube auf Stroh zu liegen, nicht die Feuchtig keit unter sich zu fühlen, Knäcke-Brot in Milch auf- gcweicht, und Kartoffeln mit Breitlingen zu essen! Am Abend setzten die Offiziere unserer Escadron ein langes Verzeichniß von Lebensmitteln auf, schossen Geld zusammen, und da ich besser als die Andern gelernt hatte, Schwedisch zu plaudern, so ward be schlossen, daß ich mich am folgenden Tage zum Ein kauf in die Stadt begeben solle. Mit Tagesanbruch ritt ich nach Brahestad in Begleitung zweier Be-