Volltext Seite (XML)
» Nebft Beiblatt: „D er Salo n." Jede Woche erscheint tVi bis I"/, Bogen Text und I bis 2 fein gestochene und sauber colorirtc Knpfertafcln, >1 bis It> verschiedene Abbildungen der neuesten Pariser, Londo ner und Wiener Moden ent haltend, Außerdem werden derselben von Zeit zu Zeit die neuesten Schnitte von Klei dern für Damen und Herren noch gratis beigegeben, Preis des Jahrganges mit Kpfrn. 8 Thlr. ohne Kpfr, 3 „ Kpfr. allein 4 ,, Alle Buchhandlungen, Zei- tungserpeditionen u. Postäm ter nehmen Bestellungen an. Redacteur und Verleger: Ferdinand Stolle. Commlssionär: Theodor Thomas in Leipzig. Neue <Folgc. Erster Jahrgang. 1842. Pie gefährliche Hcirath. Novelle. In einem kleinen Hause am äußersten Ende der Faubourg Poissoniere in Paris lebte vor Kurzem ein Edelmann, noch jung, aber Wittwer und — wie man sich ehemals auszudrücken pflegte — sehr wenig mit Glücksgütern accommodirt. Aber er hatte eine Tochter von siebzehn Jahren. Für diese war, bei ihrer Armuth, eine reiche Hcirath nothwcndig, und der Vater, diese Wahrheit cinsehcnd, wünschte nichts eifriger, als den Sohn eines reichen Geschäftsmannes zu finden, welcher Geschmack fände an einer jungen, . schönen, wohlerzogenen Person von guter Geburt, der nichts fehlte, als eine Mitgift. Der Zufall war günstig und sorgte für einen jungen, reichen und unabhängigen Mann, welcher Fräulein Aglae be merkt und an ihr Wohlgefallen gesunden hatte. Karl Duval bewohnte ein schönes Haus, das ihm gehörte, am Eingänge in der Faubourg. Er war zwanzig Jahre alt und einer von den Menschen, welche bestimmt sind, durch das Leben zu wandeln, ohne Aufsehn zu erregen. Er selbst war ein treuer Wächter seiner Person und seiner Eigenschaften, und kaum hatte er Fräulein Aglae gesehen, als er sich Neue Folge. 5. Jahrgang. gewiß glaubte, sie zu lieben, geliebt zu werden und sie von ihrem Vater zu erhalten. Seine ersten Schritte, die er in dieser Angelegen heit that, waren vom besten Erfolg; er ward in dem Hause Aglaens freundlich und wie ein Mann ausgenommen, der nicht Lust hat, lange mit der Entdeckung einer ernsthaften Mittheilung zu zögern. Eines Abends hatte er neben Aglaen gesessen und mit ihr eine lange Unterhaltung, bei welcher der Vater jener gegenwärtig gewesen war, geführt. Als sich Herr von Varennes wieder mit der Tochter allein befand, sprach er mit ihr ein wenig über die Eigenschaften des jungen Mannes und sehr viel über feine Glücksumstände. Plötzlich unterbrach er sich selbst und sagte: i>rop«8, wir haben Morgen einen Freund bei uns zu Tische; ziehe Dich geschmackvoll an und be nimm Dich so anmuthig, als Du kannst." „Einen Freund?" fragte Aglae. „Wäre das vielleicht durch Zufall der schöne junge Mann, wel cher Sie diesen Morgen besucht hat?" „Derselbe, Herr Dorbay, mein Jugendfreund.— Aber Du nennst ihn einen schönen jungen Mann? Er ist in meinem Alter. Ich zähle bald fünfund-