Volltext Seite (XML)
Nebft Beiblatt: „D er Salo n." Job» Woche erscheint l'/i bis Bogen Text und I bis 2 fei» gestorbene und sauber colorirte Kupfcrtafcln, S bis IS verschiedene Abbildungen der neuesten Pariser, Londo ner und Wiener Moden ent haltend. Ausserdem werden derselben von Zeit zu Zeit die neuesten Schnitte von Klei dern für Damen und Herren noch gratis beigegeben. Preis des Jahrganges mit K»frn. 6 Thlr. ohne Kxfr. » „ Kpfr. allein 4 „ Alle Buchhandlungen, Jei- tungserpcditionen u. Postäm ter nehmen Bestellungen an. Redacteur und Verleger: Ferdinand Stolle. Commissionär: Theodor Thomas in Leipzig. ^» ' Ilene Folge. Erster Jahrgang. 1842» Eine wahre Liebe. Zur Charakteristik des vorigen Jahrhunderts. Eines Abends befand sich der Graf Rosmont, gegen seine Gewohnheit, in sehr übler Stimmung. Er saß in seinen Schlafrock eingchüllt, nachgelässig hingelehnt in einem bequemen Sessel, die Füße vor dem knisternden Kaminfeucr, die Augen nach der Decke emporgerichtet. Non Zeit zu Zeit warf er einen schnellen Blick auf die schöne Pcnduluhr von meißner Porccllan und schien mit einer gewissen Beängstigung dem Fvrtschreitcn der Zeiger zu folgen. Bisweilen auch betrachtete er seltsam unruhig seine Ballkleider, welche neben ihm auf einem Sopha lagen. Die Parfüms, die Bijour jeder Art, die Bandschleifen, die Edelsteine, die Spitzenstrcisen, alles dieß zeigte die Toilette eines eleganten Edel manns von 1780. Als es neun Uhr geschlagen hatte, erhob er sich heftig, ging einige Male im Zimmer auf und ab, die Arme über einander geschlagen, den Kops auf die Brust herabgesenkt, und schellte dann seinem Kammer diener. Herr von Rosmont war aber aus keinem andern Grunde in so schlechter Stimmung, als daß Neue Folge, l. Jahrgang. er auf den Ball des Herrn von Joislain, eines der reichsten Generalpächter, gehen sollte. Während des Ankleidens, das ziemlich lange dauerte, sprach Herr von Rosmont kein Wort, und nachdem die Toilette beendigt war, that er nur einen sehr flüchtigen Blick in den Spiegel, um seinen Anzug zu prüfen. Auf einen Ball zu gehen, war für ihn, der fast jeden Abend einen besuchte, keine Sache von Bedeutung, vielmehr etwas sehr Glcich- giltiges; heute nur hatte seine Stimmung diese wider- willige Caprice, die schwer zu erklären sein möchte, besonders bei einem jungen Manne, wie der Gras, der unter allen Herren seines Alters 'in Paris sich durch seine unerschöpfliche Fröhlichkeit, seine Liebe zu Ver gnügungen, seine Lebhaftigkeit und Frische auszcichnete. Als ihm gemeldet wurde, sein Wagen sei vor gefahren, stieg er die Treppe hinunter und trug seinem Kammerdiener auf, er möge sich bereit hal ten, ihn in spätestens einer Stunde wieder nach Hause kommen zu sehen. Er wolle nur einen flüch tigen Besuch machen. Nach diesen Worten setzte er sich in seine Carosse, welche mit schnellen Rossen nach dem bezeichneten Hotel dahinrasselte. Wenn der Graf einmal in Versailles oder in der Soiröe irgend eines Ministers nicht ganz gut