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heimischen Stiftsjunker kündigten ihnenFehde an, ver heerten das Land und brandschatzten die Unterthancn. Herzog Friedrich raffte schnell Kriegsvolk zusammen und suchte dem Unsuge Einhalt zu thun. Endlich am 14. October desselben Jahres kam es zu Beinum zwischen Goslar und Wolfcnbüttel zur Schlacht, in dcrHanns vonSteinberg umkam und Eurt von Schwiechelt nebst vielen Anderen gefangen wurde. Und siehe! unter letzteren war auch der flüchtige Ludgcr. Dieser, da er seine lichtscheuen Plane vereitelt sah, gestand bald seine Absichten aufHerzog Bernhard's Leben und starb durch Henkershand. Eurt hingegen mußte sich mit siebentausend Mark lösen, welches gerade die Summe war, welche früher Herzog Bernhard an Eurt für seine Freiheit geben mußte, als er des letzteren Gefangener gewesen war. Zwei Jahre später ließ Herzog Bernhard mit Einwilligung des Kaiser Wenzel bei der St. Michacliskirchc zuLcitmeritz, ausdcm Grabe Bcncß's eine steinerne Säule aufrichtcn, aus deren Piedestal ein Blinder mit seinem Hunde ausgehauen zu sehen war. Die Spitze zierte ein Kreuz und das Kapital derselben bestand aus Hundsköpfen. Man pflegte sie noch lange nachher „die Säule des Blinden" zu nennen; sic siel aber, als am 26. März liill ein Erdbeben Leitmeritz schwer beschädigte. Aber nach der Erzählung Anderer soll diese Säule bereits im fünften Jahre nach ihrer Errichtung, an demselben Tage, als der inzwischen nach der Absetzung Wen- zel's des Faulen zum Kaiser erwählte Friedrich bei Fritzbar ermordet wurde, wunderbarer Weise in Trümmer gefallen sein. Weihnachten in den schottischen Hochlanden. (Aus dcn Berichten eines Hochländcrs.) Der Weihnachts-Abend wird größtenteils mit Vorbereitungen für die folgenden Tage hingcbracht. Die Hausfrau ist geschäftig besorgt für das Anschaffen und Bereiten von Leckerbissen. Man hört dcn Dresch flegel in der Scheune klappern, damit es während der Feiertage nicht an dem nöthigen Futter fehle; auf dem Holzbock klingt das Beil eines der Knaben, während der Hausherr in Geschäften ausgegangcn ist. Dieses Geschäft bezweckt das Aufsuchen der(li>IIu, I> Kodlio, oder der Weihnachts-altcn-Frau, ein unent behrliches Requisit bei dieser Gelegenheit; vielleicht wundern sich einige unserer Leser, zu welchem Zwecke man der guten alten Frau bedarf. Wenn sie glauben, man bedürfe derselben, um die Heiterkeit der Gesell schaft in diesen Tagen zu erhöhen, oder bei der Zu bereitung zu dem Feste Hilfe zu leisten, so ist dieser Gedanke nicht sehr irrig — das alte Weib thut das auf eine sehr wirksame Weise. Aber die, obgleich wärme Art des Empfangs, welche ihr bevorstcht, wird von dem Leser nicht bewundert werden, wenn er hört, daß man sie ohne viele Eercmonie und Gefühl wie eine alte Here in einen Haufen brennenden Torfs setzt. Diesen Gebrauch, so wenig übereinstimmend mit der den Hochländer charakterisirenden Menschlich keit, sicht sie nun aber nicht für eine große Strafe an, denn ihr Gefühl ist so feuerfest, wie das eines Salamanders. So sonderbar es sein mag, so ist es doch nicht selten, eine solche gute Frau, welche sich dem nicht erfreulichen Prozeß unterworfen, das Weih nachtsfeuer eines Kreises gefühlloser Bursche zu sein, in demselben Kreise an ihrem Rade spinnend sitzen zu sehen, und zu hören, wie sie gefällig die Umgeben den mit ihren wunderbaren Geschichten unterhält. Um jeder Art von Mißverständniß jedoch auszuweichen, welche unsere Aussage veranlassen könnte, wollen wir aus einander setzen, wie wir die Sache verstanden wissen wollen. Der Leser muß nämlich wissen, daß diese gute Frau diesen Prozeß nur durch Repräsentation besteht. Unter den Entdeckungen, welche frühere Zeiten aus zeichnen, verdient die Erwähnung, welche zu diesem Gebrauche Veranlassung gab. Einige Thoren oder Narren entdeckten durch einen glücklichen Zufall, daß in dieser heiligen Jahreszeit selbst der rücksichtslose Tod, dessen rauher Charakter um etwas gesänftigt ist, nach sehr vorteilhaften Bedingungen mit sich unter handeln läßt. Dadurch, daß man eine alte Frau, oder irgend ein lebendiges Wesen, nach dem der Tod ver langt, opfert, sind dessen fernere Ansprüche auf lange Zeit befriedigt. Man geht diesen Abend also in den Wald, holt einen dürren Baumstamm nach Hause, und stellt ihn an die Stelle einer Frau, von der wir gesprochen, in den lodernden Torfhaufen: diese selbst ist nun auf lange Zeit vor den Anfechtungen des Todes gesichert, und dieser Gebrauch ist überall hier heimisch, wie man auch hinsichtlich der Zweckmäßig keit desselben heut zu Tage hie und da denken mag. Doch um zu dem geschäftig umgebenen Heerde zurückzukehren, nehmen wir an, der Hausherr und