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„D er Salo n." Jede Woche erscheint 1'^ bis l'/» Bogen Text und I bis !i fei» gestochene und sauber colorirtc Kupfertaseln, S bis ln verschiedene Abbildungen der neuesten Pariser, Londo ner und Wiener Moden ent haltend. Außerdem werden derselben von Zeit zu Zeit die neuesten Schnitte von Klei dern für Damen und Herren »och gratis brigegeben. Preis des Jahrganges mit Kpfr». 6 Thlr. ohne Kpfr. S „ Kpfr allein 4 „ Alle Buchhandlungen, Zei- tungserxeditionen ».Postäm ter nehmen Bestellungen an. Redacteur und Verleger: Ferdinand Stolle. Commsssionär: Theodor Thomas in Leipzig. 19» Neue Folge. Erster Jahrgang. 1842» Ein böser Vater. Erzählung. „Ich hab's wohl vorausgesehen, daß er schlimm enden werde," seufzte Herr Bequct, die Zeitung auf den Tisch werfend, in der er eben gelesen hatte. „Dahin! — Alles, was er besaß, verloren! Ver loren Leib und Gut! Das ist traurig, und in seinem Alter! Indessen — er hat's nicht besser haben wol len; an meinen guten Rathschlägen hat's nicht ge fehlt; aber mein Herr Erstgeborner hat immer nach seinem eignen Kopfe gehandelt und sich niemals um das Mißfallen seines Vaters bekümmert. Deshalb Hab' ich ihn auch von mir gejagt, ohne ihm etwas zu geben; ich wollte ihn ganz vergessen — da kam vor etwa vierzehn Tagen Alfred, sein Bruder, zu mir und sagte mir: Vater, Heinrich ist im Be griff, ein glänzendes Geschäft abzuschließen. — Nun, desto besser, antwort' ich, ich hindere ihn nicht daran. — Aber es gibt ein anderes Hinderniß. — Welches? — Er braucht zwanzigtausend Franken baar, um das Geschäft zu realisiren. — Zwanzig tausend Franken! Wo will er die hernehmcn? — O, die Gelegenheit ist herrlich, eine wahre Wobl- that. — Möglich, aber sie verschafft ihm das Geld Neue Folge, t. Jahrgang. nicht. — Er bietet einen Antheil am Gewinn. — Hm! So? Aber wer bürgt für ihn? — Ist das Ihnen gegenüber nöthig? Sie kennen Heinrich's Rechtlichkeit.— Wenn er keine andere Caution leisten kann, so wird's ihm nichts helfen. Frage einmal Deinen Principal, ob er mit einer solchen Bürg schaft zufrieden sein würde. — Wohlan denn, Vater; kein Wort mehr darüber, ich sehe, Sie haben mich nicht verstanden." „O, ich hatte ihn vollkommen verstanden, im Gegentheil; der Schelm wollte mich überreden, das geht nicht so leicht. Wo wäre ich jetzt, guter Gott, wenn ich mich zu dergleichen Dingen im Leben hätte beschwatzen lassen wollen!" So weit war die edle Wuchererseele in ihrem Monolog gekommen, als ein junger Mann, bleich, mit erloschenen Augen und entstellten Zügen, heftig eintrat und sich in die Arme seines Vaters warf, ohne ein Wort Hervorbringen zu können. Es war Alfred. Der Alte zeigte beinahe einige Bewegung. Er hatte für seinen zweiten Sohn immer eine Art von — um nicht zu sagen Vorliebe, denn diese würde ein wahrhaftes Gefühl voraussetzen — von Aus zeichnung und Bevorzugung zu erkennen gegeben, und