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Nebst Beiblatt: „D er Salo ir." Jede Wocke erscheint l'^2 bis Bogen Text und 1 bis 2 fei» gestochene und sauber colorirte Kupfertafeln, 6 bis 10 verschiedene Abbildungen der neuesten Pariser, Londo ner und Wiener Moden ent haltend. Außerdem werden derselben von Zeit zu Zeit die neuesten Schnitte von Klei dern für Damen und Herren noch gratis beigeg-ben. Preis-des Jahrganges mit Kpfrn. 6 Thlr. ohne Kpfr. 3 „ Kpfr. allein 4 „ Alle Buchhandlungen, Zei- tnngsexpeditionen u.Postäm ter nehmen Bestellungen an. Redakteur und Verleger: Ferdinand Stolle. Commisstonär: Theodor Thonras in Leipzig. 11» Neue Felge. Erster Inhrgnug. 1842« Vater Ambrosius. Novelle. „Vater Ambrosius, kommt ja morgen hübsch zeitig und sorgt dafür, daß mein Zimmer vor Mit tag in Ordnung sei, hört Ihr? Ich muß aufs Land und will schon am Morgen fort." „O Sic können ganz ruhig sein, Herr Delville, ich werde nichr auf mich warten lassen, denn ich muß auch auf's Land, zu einer Hochzeit." „Wirklich? Gerade wie ich! Ich bin morgen bei der Hochzeit meines alten Schulkameraden, des Grafen v o n A rblay, und zwar als 6s> zon cl'Iwn- neur. Zu Miltag muß ich schon in Saint Sulpicc bei der kirchlichen Feierlichkeit sein, und um fünf Uhr zu Montmorency, beim Festmahl und beim Ball." „Ah! Wie sich das trifft! Ich assistire ebenfalls bei der Vermählung des Grafen von Arblay." „Ihr, Vater Ambrosius?" . „Ja, ja, ich, Herr Delville, ich selbst. Es ist freilich sonderbar'genug, aber wah>v Ich gehe nach St. Sulpice, um die Messe mit zu hören und für die Neuvermählten zu beten. Was das Festmahl betrifft, so könnt' ich wohl auch Antheil nehmen, denn Beide haben mich gebeten, nicht dabei zu Neue Folge. I. Jahrgang. fehlen; aber nein, mit den schönen Herren und Da men zu Ti'ch zu sitzen, das würde mich geniren, deshalb Hab' ichs abgelehnt. Das Einzige, was ich thun will, ist, aus der Ferne, durch ein Garten- senstcr in den Ballfaal zu lugen. Ich möchte so gern die Braut tanzen sehen. Ah, wie hübsch ist sie! Und anmuthig! Und gut! Niemals kommt sie mit mir zusammen, ohne mit ihrer sanften Stimme zu mir zu sagen: „Guten Tag, Vater Ambrosius! Befindet Ihr Euch wohl? Nun, desto besser!" — Kennen Sie sie noch nicht, die Braut, Herr Del ville?" „Durchaus nicht! Ein reiner Zufall führte mich neulich Abend mit Arblay zusammen; in der Oper war's. Wir hatten uns seit unserm Abgang aus der Schule von Versailles nicht wieder gesehen. Das ist lange her! Jetzt sind wir im Mai 1833, und das war im August I>24, als wir das Eollcgium verließen. Unser Wiedcrerkenncn war das zweier Ge spielen aus der Kindheit, traulich und voll von Fragen und Erinnerungen an die Vergangenheit. Er sagte mir gleich, daß er ganz glücklich sei, daß er sich aus Liebe verheirathe, und zwar mit einem jungen und schönen Mädchen, die eben so ausge zeichnet durch Geburt, als durch Geist und Herz sei.