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175 Ueberreste von seiner Tafel werden den dienstthuen- den Mandarinen gegeben, woran sie jedoch kein be sonderes Wohlgefallen finden mögen, weil sie die selben gewöhnlich, nach den drei gebräuchlichen Knie- beugungcn, ihren Bedienten überlassen. Nach dieser Mahlzeit überläßt sich der Beherrscher des „himm lischen Reichs" dem Schlummer oder seinen häus lichen Geschäften. Sodann geht er in sein Kabinct, um die Eingaben, welche einer näheren Prüfung bedürfen, durchzugehen. Die ersten Mandarinen müssen immer in der Nähe des Kabinets sein, um ihm Aufklärungen geben zu können. Die dienst- thuenden Mandarinen überreichen dem Verschnittenen eine kleine Tafel, auf der ihr Name und ihre Amts- Verrichtung verzeichnet ist. Danach weiß man, an wen man sich zu wenden hat. Den Abend bringt der Kaiser mit seiner Familie zu, oder spaziert im Garten. Am peinlichsten mag cs ihm oft werden, Gerichte zu sehen, die er nicht genießen darf. Nach Sonnenuntergang begibt er sich zur Ruhe. So schleicht ein Tag gleich dem andern hin, mit Ausnahme der Feste, die nicht sehr zahlreich sind. Die größte Zerstreuung ist ihm am Neujahrstagc erlaubt. Die Belustigungen nehmen schon zehn Tage vor demselben ihren Anfang, und dauern dreißig Tage hinter einander. Während die ser Zeit sind alle Geschäfte unterbrochen, und ganz Ehina scheint ein wahres Schlaraffenland zu sein. Der Geburtstag des Kaisers ist nur ein Hoffest, das sieben Tage dauert, während deren die vorzüglichsten Mandarinen zum Schauspiel eingeladcn werden. An dere haben die Ehre, in seiner Gegenwart, und während er an seinem eigenen Tische sitzt, an klei nen Ncbentischen zu speisen, und die Vorstellung mit anzusehen. Ist der Monarch krank, wird sogleich ein hoher Rath zur Leitung der Geschäfte ernannt, und die Acrzte werden zugelassen. Man bemerkt eine außer ordentliche Bewegung unter den Großen des Reichs. Es bilden sich Parteien für und wider die muth- maßlichen Thronerben, dem in dieser Hinsicht be stehenden Grundgesetze zum Trotz. Das ist denn auch der Grund, daß»der Kaiser mit äußerster Sorg falt nicht nur leichte Unpäßlichkeiten, sondern selbst gefährliche Krankheiten so lange als möglich zu ver bergen sucht. Nach den Worten des Gesetzes kann der Kaiser seinen Palast nie verlassen, weil er im Innern desselben als die Seele des Ganzen betrachtet wird, und unerschütterlich im Mittelpunkte bleiben muß, um seinen Einfluß auf eine gleichförmige Weise zu verbreiten. Nur der Besuch des Tempels und des kaiserlichen Begräbnisses, so wie des Lustschlosses Jyoho oder Gehet, jenseits der großen Mauer, sind ihm erlaubt, und er kann dort, nach Unterwerfung besonderer Ceremonien, auf die Jagd gehen. So ist der Monarch, den man als den unumschränktesten auf der Erde betrachtet, selbst in seinen Vergnügungen durch eine drückende Etikette gefesselt, und nichts weniger als absolut. Ungewöhnlich hohes Atter. Ein gemeiner österreichischer Husar, Stephan Magyary, von Belleznay, wurde 1744 wegen seiner gelähmten Hand als Invalide entlassen. Auf dem Marsch nach seiner Heimath stieß er in einem Wirthshause auf einen preußischen Major, der wich tige Depeschen mit sich führte. Unbewaffnet, wie Magyary war, nahm er so klug als entschlossen diesen Major gefangen, und brachte ihn zum com- mandirenden österreichischen General, Prinzen Earl von Lothringen, in's Hauptquartier. Der Prinz trug ihn zur Belohnung wieder Dienste aN und machte ihn zum Lieutenant bei seiner eigenen Husaren- Compagnie. — 1757 kam Magyary, der sich bei jeder Gelegenheit rühmlichst hervorthat, schon als Rittmeister zu seinem ehemaligen Rcgimente, damals Morosz zurück, machte im Juli in einem Schar mützel bei Zittau viele Gefangene, zerstreute am 30. April 1758 bei Mittenwalde im Glatzischen ein feindliches Detaschemcnt, wovon er den Comman- danten mit 38 Mann gefangen nahm. 1759 wurde er Major im Regimente und commandirte 1769 einen Streifzug bis an die Oder, wobei er viele feindliche Trupps aufhob. Er kam 1761 zu Spleny Husaren, zeichnete sich 1762 beim Angriffe auf das preußische Detaschemcnt zu Kirchhcim durch vorzüg liche Tapferkeit aus, und wurde 1767 Obristlieute nant bei Nauendorf Husaren. Dort avancirte er 1773 zum Obersten, nachdem er in den Adelstand mit dem Prädieate von Remeth erhoben worden war. 1777 wurde er Generalmajor, erhielt bald daraus den Elisabeth-Orden und starb 1790, nachdem