Volltext Seite (XML)
» Nebst „D e r alo n." Jede Woche erscheint l'/i bis IV« Bogen Text und 1 bis 2 sei» gestochene und sauber koloriere Kupscrtaseln, S bis 10 verschiedene Abbildungen der neuesten Pariser, Londo ner und Wiener Moden ent haltend. Außerdem werden derselben von Zeit zu Zeit die neuesten Schnitte von Klei dern für Damen und Herren noch gratis beigegeben. Preis des Jahrganges mit Kpfrn. 6 Thlr. ohne Kpfr. s ,, Kpfr.allein» „ Aste Buchhandlungen, Zei- tungserpeditionen ».Postäm ter nehmen Bestellungen an. Redacteur und Verleger: Ferdinand Stolle. Commissionär: Theodor Thomas in Leipzig. 15» Neue Folge. Erster.Jahrgang. 1842« Maria. Novellette. I „Wie süßduftend haucht der Odem des Früh lings! Die Berge, die Thälcr, die Wälder kleiden sich wieder in ihre grüne Festtracht; um meine Schläfe weht ein erquickendes Lüftchen, und die Natur breitet ihren mit Silberblümchcn durchwirklen reichen Tep pich aus. Aber ach, wie bald ist die schöne Zeit mit ihren Rosen und ihrem Glück dahingcschwunden!" „Aus allen Blüthen und Blättern und Halmen schimmern leichte Tropfen, wie flüssige, glänzende Perlen. O, laßt uns der herrlichen Tage genießen, so lange sie währen, laßt uns genießen die Lust des Lebens; denn wie die Rose über Nachr verwelkt, so erlischt auch der Glanz auf den jungfräulichen Wangen. Das Glück und die Schönheit dauern nur einen flüch tigen Tag." Bei dieser Stelle ihres Gedichtes war Maria eben, als ihr Lord Arthur Delmington ange meldet ward; sic wendete den Kopf zurück, legte die Feder hin und erröthete leicht, als sie einen jungen Mann von ungefähr fünfundzwanzig Jahren, von edler regelmäßiger Gestalt, sich nähern sah. Neue Folge. 1. Jahrgang. Mes, was man sich als elegant und vornehm den ken kann, vereinigte sich an seiner Person; eine zurückhaltende, selbst etwas kalte Miene gab seinem Gesicht auf den ersten Anblick einen Ausdruck von Stolz, der indessen durch ein anmuthiges Lächeln gemildert ward. Lord Arthur wollte sich entschul digen, daß er das liebliche Mädchen aus seiner poetischen Begeisterung gerissen, aber indem er sie ansah, vergaß er Alles. Sie saß einige Schritte von ihm, die Augen niederschlagend, in einer be zaubernden Stellung, in welcher sich alle Anmuth ihres Wesens aussprach. „Signora," sagte er endlich mit gedämpfter und bewegrer Stimme, „mein Bater hat mir vor seinem Tode einen Brief zugestellt, den ich mich für ver pflichtet halte, Ihnen mitzutheilen." Bei diesen Worten zog er aus seiner Tasche ein gesticktes und wohlduftendes Porte-Feuille, dem An schein nach ein Andenken von schöner Hand, der gleichen oft manche Nachtwache kosten und zu mancher lei Gedanken anregen, eins von jenen Geschenken der Liebe, die mit treuem Herzen gegeben, mit Dank barkeit empfangen und in der Regel mit Gleichgiltig keit aufbewahrt werden. Er öffnete die Brieftasche, nahm ein zusammengesaltetes Papier heraus und