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16 2) Edler Serpentin ist schwefelgelb, zcisig-, öl-, spnrgel- bis lauchgriN7 zuweilen auch grünlich- oder gclblichwcisz gefärbt/ Man findet ihn in untergeordneten Mengen auf Spaltungs- und Kluft flächen des gemeinen Serpentins in dünnen, durchscheinenden Blätt chen von muschligem bis glattem Bruche. 3) Serpcntinasbcst, Chrysotil bildet im gemeinen Serpentin dünne Platten bis fuszdicke Trümmer von parallelfäscriger Zusammen setzung. Er ist oliven-, lanch- und ölgrün, auch gelblich- und grün lichweiß gefärbt. Nach seiner chemischen Zusammensetzung ist der Serpentin in der Hauptsache ein wasserhaltiges Magncsiasilikat. Seine genaue Zusammensetzung ist nach Ana lysen von R. Sachßc und I. Lemberg folgende: Edler Serpentin Gemeiner a Serpentin b 8iO, 41,60 37,7b 42,19 Og 2,30 1,02 0,87 ks, 0» 3,30 8,03 4,00 O-rO — 0,29 — Kg- 0 38,70 38,74 39,39 l3,70 14,17 13,bb 09,00 100,00 100,00 Der Serpentin ist kein Urgestein, wie man früher annahm. Er ist vielmehr durch Umwandlung eines Urgesteins entstanden, das sich hauptsächlich aus Olivin und in untergeordneten Mengen ans Py- roxen und dessen verwandten Mineralien Enstatit, Bronzit, Horn blende, sowie ans Pyrop und Spinell zusammensctzte. Man hat den Umwandlungsprozeß, der wohl als ein Verwittcrungsvorgang anzu sehen ist, mit Serpentinisiernng bezeichnet. Bon den genannten ur sprünglichen Gemengtcilen enthält der Serpentin die meisten nur noch vereinzelt und in geringer Menge. Eine Ausnahme macht nur der Pyrop. Derselbe hat der Umwandlung am besten widerstanden. Man findet ihn in rundlichen meist noch schön hyazinthrot gefärbten Körnern bis zu Haselnußgröße; deutliche Krystallform zeigt er nur selten. Beim Verwittern geht er voll außen nach innen allmählich in Chvrit über. Der Pyrop ist nicht gleichmäßig im Serpentin verteilt, sondern tritt nur an einzelnen Stellen in reichlicher Menge auf. Ein anderes im Serpentin vorkommendes Mineral ist der Talk. Derselbe ist schmutzigweiß, aschgrau oder lichtgriin gefärbt. Man findet ihn aus Sprüngen und Klüften des Gesteins, selbst bis in größere Tiefe. Er charakterisiert sich dadurch, besonders aber durch die Art seiner Anlagerung an den Serpentin als ein Verwitterungsprodukt desselben. Die Serpcntinsteintriimmer werden nämlich von ihm rindcnartig so umhüllt, daß man von außen nach innen einen allmäh lichen Uebergang vom Talk zum weichen und bleichen, nach innen zn immer härter und dunkelfarbiger werdenden Serpentin beobachten kann. Andere aber seltener im Serpentin austrctende Mineralien sind: Pcriklin, meist mit Hornblende vorkommend, ferner als Inkrustationen in Gestcinsspalien: Kalk-, Magnesia- und Eisenkarbonat. Weil der Serpentin von Zöblitz bei seiner geringen Härte eine große Dich tigkeit besitzt, ist er schon seit Jahrhunderten zu verschiedenen Gegenständen ver arbeitet worden. Zöblitzer Wärmsteine, Reibschalen, Denksteine sind weitverbreitet. In der Neuzeit hat sich aber die Verwertung des Serpentins so gesteigert, daß eine ausgedehnte Industrie entstanden ist. Alle die Kunstgcgcnständc anzusühren, die jetzt hergestellt werden, dürfte zu weitläufig sein, kann sich doch jeder ein Bild von dem Umfange und der Bedeutung dieser Industrie machen, wenn er der Niederlage von Zöblitz oder Dresden einen Besuch abstattet.