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möglich, weil ohne ihre Mitwirkung keine Vorstellung entstehen kann, sondern alle Thätigkeiten höchstens Reflexthätigkeiten sein können. Man bezeichnet darum auch Wohl die graue Rinde des großen Gehirns als den Sitz des Bewußtseins. 6. Das kleine Gehirn ist besonders bei der Regelung der Bewegungen unsers Körpers thätig. Darum tritt bei seiner Beschädigung sofort eine Un sicherheit in linkeren Bewegungen ein. Das große Gehirn ist das voll kommenste Werkzeug unseres Nervensystems. Es hat nicht nnr Einfluß auf die Eingeweidenerven und erzeugt Reflexthätigkeiten, sondern seine graue Rinde ist vor allem der Sitz aller Sinnes- und der höheren Geistesthätig- keiten sowie auch des Bewußtseins. 7. Das System der unwillkürlichen Nerven (vegetatives) verbreitet sich, wie wir oben sahen, in den Werkzeugen, die der Er nährung und Absonderung dienen. Es beherrscht also die unwillkür lichen Muskelfasern der Verdauungs-, Blutumlaufs- und Atmungs werkzeuge. Abscheidungen und Aussonderungen stehen demnach unter seinem Einflüsse, nicht minder die Atem- und Herzthätigkeit; auch die glatten Muskelfasern der Regenbogenhaut des Auges ziehen sich durch seine Anregung zusammen und erweitern das Sehloch. Alle diese Bewegungen gehen ohne, ja selbst gegen unsern Willen vor sich; ja wir wissen zum Teil nicht einmal durch das Gefühl etwas von ihnen. Wäre dies nicht, so könnte die Nervensubstanz während des Schlafes nicht ersetzt werden, ja es möchte uns wohl beim Wachen begegnen, daß wir einmal das Atmen vergäßen oder das Herz still stehen ließen re. Ja wir würden kaum Zeit finden, an unsere Beschäftigung zu denken, wenn wir genötigt wären, alle Verrichtungen des vege tativen Teiles des Nervensystems zu leiten und zu überwachen. Das Herz, der Magen, die Gedärme bewegen sich ohne unser Mit wissen, und nur stürmische Aufregung dieser Bewegungen beim Herz klopfen, Erbrechen, Bauchgrimmen rc. macht sie uns fühlbar. Die Mittelpunkte, von denen diese Bewegungen ausgehen, sind die Nerven knoten des Sympathikus. Die von ihnen entspringenden Nervenfasern leiten die Bewegungsanregungen zu den betreffenden Werkzeugen. Das Gehirn und das Rückenmark können durch die Nervenfäden, die sie an den Sympathikus absenden, nur einen geringen ändernden Ein fluß auf diese Bewegungen äußern, der sich in Leidenschaften und Aufregungen, die im Gehirn, als dem Werkzeuge der Seele, wurzeln, kundgiebt. Das Herzklopfen, die Brustbeklemmung, die wechselnde Röte und Hitze, die gewisse Seelenzustände begleiten, bestätigen diesen Einfluß des Gehirn-Rückenmarksystems auf die Thätigkeit dieser Werk zeuge. Das Gehirn-Rückenmarksystem kann aber seine Thätigkeit ein stellen, wie im Schlaf, in der Ohnmacht, im Schlagfluß, es kann auch durch Mißbildung ganz oder teilweise fehlen (Mißgeburten). Die Thätigkeiten des vegetativen Systems werden deshalb nicht unter-