vollkommen gleich, obgleich weniger zahlreich. In den reinen Sinnesnerven ist die Wiederherstellung der Thätigkeit nach Durchschneidung nicht beobachtet worden. 2. Übung macht einen Nerven zur Ausnahme und Leitung bestimmter Reize geschickter; ebenso erhöhen gute Ernährung und eine angemessene Wärme seine Reizbarkeit, während jede heftige mechanische und chemische Einwirkung sowie starke elektrische Ströme sie vernichten. Die Vernichtung der Reizbar keit eines Nerven nennen wir Lähmung. Die Fortleitung eines Reizes in den Nerven geschieht mit einer mäßigen Geschwindigkeit; sie beträgt ungefähr 32 i» in der Sekunde. 3. Das Vermögen, Empfindungs- und Bewegungsanregungen fort zuleiten, ist eine den Nerven innewohnende, ihnen eigentümliche Eigen schaft, und sie kommt jeder ihrer Fasern zu. Da aber die einzelnen Fasern nie mit den benachbarten durch Äste verbunden sind, sondern ohne Unterbrechung von ihrem Anfänge bis zum Ende gesondert ver laufen (Gesetz der isolierten Leitung, s. oben!), so wird ein von einem Nerven empfangener Reiz von seinem äußeren Ende nach dem Central punkte und umgekehrt weiter geleitet, und niemals wird ein durch einen Reiz hervorgerufener Erregungszustand im Verlaufe des Nerven auf einen benachbarten überspringen. Die Übertragung erfolgt stets in den Centralteilen (wohl auch in den äußeren Verästelungs bezirken), dem Gehirn und Rückenmarke, wo die erregten Fasern mit einander in Verbindung stehen (Gesetz der Überstrahlung). Hieraus wird die Erscheinung der sogenannten Mitbewegung und Mit empfindung erklärlich. Innerhalb der Centralwerkzeuge werden nämlich die Reize von einer Empfindungsfaser auf andere Empfindungs fasern und von Bewegungsfasern aus andere Bewegungsfasern über tragen. Wenn der Wille einen Muskel in Bewegung setzen will und unwillkürlich durch Reizübertragung von einer Bewegungsnervenfaser auf eine andere noch einige andere Muskeln thätig werden, so heißt dieses Mitbewegung. Wir sehen sie als überflüssige und nicht ge wollte auftreten bei der ungewohnten Inanspruchnahme verschiedener Muskelgruppen, z. B. beim Einüben technischer Fertigkeiten, wie das Spielen musikalischer Instrumente, Tanzen und Turnen; Gesichter schneiden bei schweren körperlichen Arbeiten, Taktschlagen mit den Füßen beim Singen und Taktieren, Bewegung des einen Auges mit dem andern, Gliederverrenken beim Kegelschieben. Sie werden auch nicht selten durch Furcht und Verlegenheit hervorgerufen; so können z. B. Anfänger eingelernte Musikstücke vor Zuhörern infolge der aus Verlegenheit dazutretenden Mitbewegungen nur ganz jämmerlich vor tragen, Leute, die im öffentlichen Sprechen ungeübt sind, machen z. B. bei Trinksprüchen allerlei krampfhafte Hand-, Arm- oder Kopf bewegungen. Man kann diese lästigen und oft unschönen Äußerungen der Nerventhätigkeit nur durch Gewöhnung und Übung besiegen. Mitempfindung ist vorhanden, wenn ein Reizzustand von einer