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Unruhe für Verfolgung von feiten unbekannter Feinde; Visionen der am Oölirinm tremens (Säuferwahnsinns Leidenden führen diesen Teufel, Massen kriechender Tiere rc., vor, desgleichen die Trugbilder Fieberkranker, Irrsinniger rc.; manche Nervenleidende haben die Empfindung eines üblen Geruches oder schlechten Geschmackes rc.), oder durch Überanstrengung (Moses Mendelssohn hatte bei großer Nervenabspannung infolge starker geistiger Anstrengung die Empfindung, daß ihm das, was er den Tag über gehört, abends mit starker Stimme nochmals vorgesprochen wurde; Luther auf der Wartburg); oder starke seelische Erschütterungen (Verbrechern erscheinen die Gemordeten rc., Trauernde sehen die geliebten Dahingeschiedenen, Schwärmer haben Geistererscheinungen rc. rc.) und Schwermut (Verfolgungswahn, Schwermut mit Zerstörungstrieben rc.). o) Geübte Sinneswerkzeuge. Angeboren ist dem Menschen nur die Möglichkeit des Gebrauchs der Sinneswerkzeuge; ihre Leistungen hängen ab von der Übung und dem aus der Erfahrung gewonnenen Urteile. (Ein kleines Kind greift mit gleicher Hast nach einer Apfelsine, einer gelben Papierscheibe und dem Monde; ein Großstädter, der wenig aus der Stadt hinauskam, steht mit dem gesundesten Auge in Feld und Wald doch das Wild nicht so wie ein geübter Jäger, und dieser wieder vermag nicht so leicht ein fernes Segel wahrzunehmen wie ein Steuermann rc. Sinnesschärfe der Wilden rc.) ä) Gegenseitige Unterstützung der verschiedenen Sinne. Es unterstützt das Gesicht den Geschmack (siehe diesen, Weintrinker, Tabakraucher, Heft II, S. 66!), das Gesicht das Gehör (siehe dieses!) rc. 2. Dir Sinne sind die Werkzeuge unserer Seele, durch die sie mit der Außenwelt in Verbindung steht. Um klare Sinneswahrnehmungen zu ge winnen, bedürfen wir nicht nur gesunder, frischer und geübter Sinne, die sich gegenseitig unterstützen, sondern auch geistiger Aufmerksamkeit. 3. Vergleichen wir die Werkzeuge der einzelnen Sinne mit denen der Tiere: g.) Der Ta st-(und Temperatur-) sinn. Er ist in der Tier welt am weitesten verbreitet und in den niederen Kreisen, wo oft alle Sinne fehlen, der einzige, der Kunde von der Außenwelt giebt. Die niederen Tiere haben außer den Fühlern nicht selten noch be sondere Tastborsten und Fühlfäden. Mitunter können auch Werkzeuge, die zu anderen Tätigkeiten bestimmt sind, zum Tasten dienen (Füß chen der Stachelhäuter (Seeigel rc.s, Taster der Lippen und Kiefer bei den Gliedertieren, Zunge der Schlangen, Lippenborsten der Fische, Greif- und Wickelschwänze der baumkletternden Kriech- und Säuge tiere, Schnäbel mancher Schwimmvögel, Schnurrhaare der Vögel und Säugetiere, Ohrenhaut der Fledermäuse rc.). Obwohl der Tast sinn mancher Tiere (Fledermäuse) feiner ist als der des Menschen,