40 Menschenkunde. Schlüssel) hervorbringen, so wird man in Bezug auf die Richtung des Schalles die größten Irrtümer begehen. Nach neueren Unter suchungen sollen auch die drei Bogengänge bei der Wahrnehmung der Richtung des Schalles beteiligt sein; außerdem glaubt man in ihnen ein Werkzeug für Wahrnehmungen, die sich auf Gleichgewicht, Bewegung und Raum beziehen, entdeckt zu haben. Als ein scharfes Gehör bezeichnet man ein solches, das auch kleine Schwingungen, die entweder durch sehr leise Stöße oder durch große Entfernung des Schallerregers hervorgerufen werden, noch umfaßt. Ein feines Gehör unterscheidet genau die rasche oder lang same, regelmäßige oder nicht regelmäßige Folge der Schwingungen. Beides ist keineswegs immer bei einer und derselben Person vereinigt anzutreffen. >'8. Auffällig ist die Schärfe und Feinheit des Gehörs (wie des Gefühls) bei manchen Blinden. Es giebt Blinde, die in einem ihnen unbekannten Zimmer nach dem Schalle ihrer Tritte oder eines aufgestoßenen Stockes oder nach dem Klange der Stimme eines Sprechenden die Größe eines Raumes sofort ziemlich richtig anzugeben vermögen. In ihnen bekannten Räumen merken sie an der Schallwirkung, daß z. B. ein größerer Hausrat (Schrank re.) in ihrer Abwesen heit einen anderen Platz erhalten hat; ja sie nehmen femer daran die Gegen wart anderer Personen wahr, wenngleich sich diese ganz ruhig verhielten. Sie unterscheiden an der Stimme eines ihnen Unbekannten Alter und Geschlecht und erkennen bei ihnen bekannten Personen, die sie längere Zeit nicht sprechen hörten, beim erneuten Sprechen, daß diese sich vielleicht unwohl fühlen, hören aus der Sprache die Gemütsbewegungen und die geistige Sümmung, die wir aus dem Gesichtsausdrucke zu lesen gewöhnt sind, heraus rc. 3. Die Erregung des äußeren Labyrinthwassers teilt sich dem in diesem eingeschlossenen häutigen Labyrinthe sowie der elastischen Spiralplatte der Schnecke mit. Diese zwingt die Endwerkzeuge zu Mitschwingungen, welche dann die Enden des Hörncrvcn reizen. Dessen Erregung pflanzt sich darauf bis in das Gehirn fort, wo sie in Schallempfindung umgewan- delt wird. Die Stärke der Schalleindrückc wird durch die verschiedene Größe der Schwingungen erzeugt; die Geräusche aber setzen sich aus unregelmäßigen, die Klänge dagegen aus regelmäßigen Schwingungen zusammen. Die Erregung des Vorhofsnerven verursacht uns wahrscheinlich die Empfindung der Geräusche und sagt uns zugleich, ob die Schalleindrückc laut oder leise sind, während die Klänge durch den Schncckennervcn empfun den werden. Die Empfindung der Tonhöhe hängt ab von dem Mitschwingen einzelner Fasern des Grundhäutchcns samt den darauf ruhenden Cortischcn Stäbchen, während die Wahrnehmung der Klangfarbe durch Schwingungen einer ganzen Gruppe derselben erzeugt wird. 0. Die H*ssege des Gehörs. Der Gehörsinn steht dem Gesicht an Bedeutung nur wenig nach; ja er hat für die Ausbildung des Geistes und Gemütes eines ein-