Sieden und beobachte dabei, wie viel Zeit dazu erforderlich ist. Darauf erhitzt man gleichmäßig weiter, bis sämtliches Wasser in Dampf verwandelt ist, und beobachtet wieder in wie viel Zeit es geschehen ist. Die Zeit des Verdampfens wird fünf Mal so groß sein, als die zum Sieden erforderliche. In einem tiefen Blechlöffel wird ein Stückchen Zinn über die Weingeistlampe gebracht; es schmilzt sehr bald. Bringt man erst Wasser in den Löffel und dann das Zinn und erhitzt nun, so schmilzt dieses erst, nachdem der letzte Tropfen Wasser verdampft ist. Das Ver dampfen des Wassers verhinderte also das Schmelzen des Zinnes, indem es die Erwärmung nicht über 80" steigen ließ. Im Wasserbade erhitze man ein Probiergläschen mit Weingeist bis zum Sieden; das eingetauchte Thermometer zeigt 76"! L. Gesetze. Wird ein tropfbarer Körper hinreichend erwärmt, so wird er luftförmig. Die wallende Bewegung einer erwärmten Flüssigkeit, die durch aufsteigendc Dämpfe hcrvorgebracht wird, nennen wir Sieden oder Kochen. Der Wärme grad, bei welchem ein flüssiger Körper luftförmig wird, heißt sein Siedepunkt. Er ist für die verschiedenen Körper verschieden. Um heißes Wasser in Dampf zu verwandeln, ist mehr als fünfmal so viel Wärme nötig, als um kaltes Wasser zum Sieden zu bringen; denn um eine Flüssigkeit im Sieden zu erhalten, mutz ihr fortgesetzt Wärme zu geführt werden. Diese erhöht jedoch die Temperatur der siedenden Flüssig keit nicht, sondern wird zur Bildung des Dampfes verbraucht. Jeder ver dampfende Körper entzieht also seiner Umgebung Wärme. Beim Übergange eines flüssigen Körpers in den lnftförmigcn Zustand (beim Sieden oder Ver dampfen) wird ebenfalls Wärme gebnnden. II. Anschauung, Erfahrung rc. In einer Kochflasche wird Wasser zum lebhaften Sieden gebracht. Nachdem dies eine Weile gedauert hat, entfernt man sie vom Feuer und schließt sie mit einem Korke. Das Sieden hört sofort auf. Gießt man aber, nachdem man die Flasche umgekehrt hat, kaltes Wasser darauf, so beginnt das Sieden sofort von neuem. Durch das leb hafte Sieden ist fast alle Luft durch die Dämpfe aus der Kochflasche vertrieben worden, so daß nach dem Aufsetzen des Korkes die warme Flüssigkeit unter einem sehr geringen Luftdrucke steht. Der Raum über dem Wasser ist mit Dampf erfüllt, dessen Druck die weitere Dampfbildung hindert. Wird aber durch das aufgegossene kalte Wasser der Dampf zum Teil verdichtet, so beginnt alsbald das Kochen der warmen Flüssigkeit von neuem. So siedet unter der Glocke einer Luftpumpe das Wasser schon bei einer Wärme von 50, 30, 20 rc. Grad.