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Das Thermometer. 289 ö. Gesetz. Unser Gefühl ist ein sehr unsicherer Wärmemesser. Wir nennen einen Gegenstand warm, wenn er wärmer, kalt, wenn er kälter ist als unsere Haut. Wir empfinde» Wärme, wenn die Temperatur unserer Haut zunimmt, Kälte, wenn sie abnimmt, weder Wärme noch Kälte, wenn die Temperatur sich gleich bleibt. 6. Fragen und Beobachtungen. 1. Warum kommt uns ein mäßig (18° 6.) erwärmtes Zimmer (Keller) zu verschiedenen Zeiten (Sommer, Winter) oder unter verschiedenen Umständen kühl oder warm vor? 2. Warum ein und dasselbe Zimmer zwei verschiedenen Personen ebenfalls. 3. Ähnliches zeigt sich ost, wenn eine Person zwei anderen die Hand reicht. 4. Warum friert eine kranke Person oft in einem Zimmer, in dem eine gesunde es warn: findet? 5. Dasselbe Wasser (Wein), welches uns, auf eine warme Speise getrunken, kalt erscheint, dünkt uns, auf Ers genossen, warm. Weshalb? 6. Im heißen Sommer (bei ruhigen: Sitzen, wenn unsere Haut feucht und die Lust bewegt ist) können wir Kälte und bei strenger Winterkälte (Schlittschuh laufen, rasches Gehen) Wärme empfinden. 7. Verschiedene Körperteile sind in der Regel verschieden warm (Füße, Hände, Kopf sind in der Regel kühler als der Leib, die Brust und besonders die Achselhöhlen); daher empfinden wir, wenn wir langsam in ein kaltes Bad steigen, mit den Füßen weniger als mit dem Leibe. v. Anwendung. 1. In einen: Gewächshause muß die bestimmte gleichmäßige Temperatur erhalten werden, die der Natur der Pflanzen angemessen ist, weshalb auch für verschiedene Pflanzen verschiedene. Häuser nötig find (Warmhaus, Palmen — Kalthaus, einheimische Pflanzen im Winter). Ebenso ist es mcht gleichgiltig, ob eine Pflanze am Boden oder nahe an der Decke eines solchen Hauses steht. 2. In den Brutkästen (zur künstlichen Ausbrütung von Geflügel) muß für so lange, als ein Vogel zum Brüten Zeit verwendet, die Temperatur erhalten werden, die der Körper des Vogels besitzt und den Eiern mitteilt. 3. Bei einen: Bade (Gießung, Packung rc.) für einen Kranken wird stets eine ganz bestimmte Temperatur verlangt. 4. Blanche Speisen (Pudding rc.) werden so gekocht, daß man ihr Gefäß in ein anderes mit Wasser gefülltes hängt, dieses dann dem Feuer zur Erzeugung einer ganz bestimmten Temperatur aussetzt. 5. Viele Fabrikattonen verlangen eine ganz bestimmte Temperatur. So ist z. B. bei dem Einkochen des Zuckers in den Zuckerraffinerien dafür zu sorgen, daß die Temperatur möglichst niedrig bleibt, weil man sonst zu wenig Hutzucker gewinnt. 6. Ebenso find bei der Brauerei (Malzbereitung, Maischen, Sieden) ganz bestimmte Wärmegrade nötig, damit das Brauen gelinge. , 7. Ein Wohnzimmer soll 18—20°, em Schlafzimmer höchstens 16, ein Wem- keller 8—14° 0. warm sein. Eine genaue Bestimmung der Wärme ist in vielen Fällen ganz not wendig. Um dir Temperatur ganz genau zu bestimmen, benutzt man beson dere Instrumente, die man Wärmemesser oder Thermometer nennt. Seidel, Ergebniffe und Präparationcn rc. VIII. Heft. 19