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Die Frucht. 273 7. Die Kapsel ist eine aus zwei oder mehreren Fruchtblättern entstandene, in einer bestimmten Weise aufspringende Trockenfrucht. Auch von dieser Frucht form sind, nach der Entstehung, der Gestalt und der Weise des Aufspringens zahl reiche Arten zu unterscheiden. Sie ist einfächerig sAckergauchheil, doldenblütige Spurre, Gilbweiderich), mehrfächerig (Ackermohn), schotenförmig (Schell kraut, Eschscholzieh urnenförmig (Bilsenkraut), rundlich (Gauchheil) rc. Sie springt der Länge nach auf, und zwar zweiklappig (Fingerhut, Petunie), drei- klappig (Sonnenröschen), vierklappig (Stechapfel), fünfklappig (Gilb weiderich), oder sie springt quer auf durch Ablösung eines Deckels (Gauchheil, Bilsenkraut, Eukalyptus) oder nur an der Spitze mrt 5 (Primel) oder 6 (dolden blütige Spurre) Zähnen oder mit Seitenlöchern (Mohn) oder solchen an der Spitze (Reseda, Löwenmaul). Kapseln, die sich elastisch öffnen und die Sa men weit umherstreuen, nennt man Springkapseln (wilde Balsamine oder Springkraut, manche Wolfsmilcharten, der gemeine Sandbüchsenbaum, 8ura erexltaus I-. im tropischen Amerika) rc. L. Fleischfrüchte. 1. Die Beere ist eine Frucht mit saftiger mittlerer und häutiger innerer Fruchtschicht. Sie ist der Entstehung nach oberständig, (Kartoffel, bittersüßer und schwarzer Nachtschatten, Tollkirsche, Sauerdorn, Wein) oder unterständig (Stachel-, Heidel-, Preißel- und Johannisbeere, Mistel, schwarzer Holunder rc.) und im Innern ein- (Weinbeere), zwei- (Liguster, Tollkirsche), drei- (Spargel), vier- (Einbeere) und fünffächerig (Heidelbeere). Sie erscheint ferner auch ein- bis vielsamig. Die Frucht der Pomeranzenarten (Orangen, Apfelsinen, Zitronen) ist ebenfalls eine dickschalige Beere mit häutiger, innerer Fruchtschicht, die viele Fächer bildet, welche sich bekanntlich leicht von einander trennen lassen. Das Innere dieser Fächer ist mit dünnhäutigen, saftreichen Schläuchen erfüllt, die mit einem Stielchen den Wandungen der Fruchtfäden aufsitzen und, dicht an einanderliegend, das saftige Fleisch dieser Milchte bilden. Ebenso ist die Kürbis - frucht (Kürbis, Meione, Gurke) im Grunde nichts anderes als eine uiüerstän- dige dreifüchcrige Beere, bei welcher der eingcschlagene Teil der drei Fruchtblätter sich von der Fruchtachse her nochmals in d:e Fächer hineinschlägt, sodaß schein bar 6 Fächer entstehen. So sind auch die Früchte der Paradiesfeigen gurken ähnliche Beeren. Ähnlich verhält eS sich mit der Apfclfrucht. Diese wird vorzugsweise durch den fleischig werdenden Kelch gebildet, auf dem der fünsspal- tige Kelchsaum (Auge oder Butze) verwelkt stehen bleibt und der in seinem In nern das pergamentartige Samengehäuse enthält, dessen 5 Fächer ebenso vielen Fruchtblättern entsprechen und entweder in der Mitte verschmelzen (Birne) oder getrennt bleiben (Apfel, Quitte). Die einzelnen Fächer enthalten entweder einen (Mispel, Weißdorn), zwei (Apfel, Birne) oder mehr Samen (Quitte). Die Apfel- srucht ist die charakteristische Form des Kernobstes. Alle drei aber (Pomeranzen-,. Kürbis- und Apfelfrucht) sind eigentlich unechte oder Scheinfrüchte (s. oben!). 2. Die Steinfrucht ist eine Frucht, deren innerste Fruchtschicht holzig, steinartig hart und deren mittlere entweder fleischig (Kirsche, Pflaume, Aprikose) oder faserig trocken (Mandel, Kokosnuß) ist. Bei der Olive ist das Fleisch ölig. Die meisten Steinfrüchte enthalten nur einen Steinkern und einen Samen, die des Weg- oder Kreuzdorns und des Faulbaums aber mehrere. Der Stein ist entweder glatt (Kirsche), oder gefurcht (Pflaume) oder gefurcht mit punktförmigen Gruben (Pfirsich, bittre Mandel). Zusammengesetzte Steinfrüchte sind die Früchte der Him- und Brombeeren; denn die in größerer Zahl dem kegelförmigen Blütenboden aufsitzenden einsamigen Stein- srüchtchen sind bei ihnen zu einem Ganzen verschmolzen, das sich als solches bei der Reife zusammenhängend ablöst; doch werden sie in oer Regel mit der Maul beere zu den Scheinbeeren gerechnet. Seidel, Ergebnisse und PrLparationen rc. VIH. Heft. 18