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272 6. Pflanzenkunde. Eindruck, als wenn die Spaltung mittels eines scharfen Messers vorgenommen worden wäre. Ist die Schließfrucht mit einem oder mehreren häutigen Flügeln versehen, so wird sie Flügelfrucht genannt. Sie ist einflügelig (Esche, Ulme, manche Nadelhölzer), zweiflügelig (Birke) dreiflügelig (Rhabarber) rc. Beim Ahorn ist die Flügelfrucht zugleich eine Spaltfrucht, die bei vollkommener Reife in zwei ein flügelige, je einen Samen eng einschließende Hälften zerfällt. Die Fruchthülle der Schließfrucht dient durch die auf ihrer Oberfläche sich erhebenden Haare, gekrümmten Borsten, widerhakigen Stacheln, häutigen Säume, Lappen und flügelförmigen Fortsätze in sehr vielen Fällen der Verbreitung und Ansiedelung der von ihnen eingeschlossenen Samen; denn die einen hängen sich an das Ge fieder oder den Pelz wandernder Tiere an, während die anderen bei ihrer Zart heit und ihrem sehr geringen Gewichte dem Winde eine verhältnismäßig große Angriffsfläche darstieten, so daß selbst von einem schwachen Luftstrome die von der Mutterpflanze abgelösten Früchte weithin getragen werden können. 3. Die Nuß hat eine lederartige oder holzige, deutlich von den Samen hüllen getrennte Fruchthülle, die durch Fehlschlagen meist einfächerig und ein- samig geworden ist. Die bald mehr, bald weniger geschlossene Becherhülle, in der diese Früchte entweder einzeln oder zu mehreren enthalten sind, ist aus verwachsenen Hochstlättern gebildet und wird Schlaue oder Leiffel genannt (Eiche, Buche, Wal- und Haselnuß, Roß- und echte Kastanie.) 4. Die Balg frucht ist aus einem einzigen Fruchtblatte gebildet und träyt die Samen an ihrer innern oder Bauchnaht, an der sie auch auffpringt. Sie steht einzeln (Gartenrittersporn, Schwalbenwurz), selten zu zweien (syrische Seidenpflanze), meist quirlförmig (Hahnenfuß, Sumpfdotterblume, Sternanis, Eisenhut, Nieswurz rc.). 5. Die Hülse ist ebenfalls aus einem Fruchtblatte gebildet und trägt die Samen ein- oder zweireihig nur an der innern oder Bauchnaht. Sie ist stets einfächerig, nnd das Aufspringen geschieht durch Lösung beider Nähte, wobei also das Fruchtblatt in seine Heiden Teile zerfällt, die sich schraubig zusammendrehen. Diese Fruchtform finden wir bei dem größten Teile der Schmetterlingsblütler. Sie ist selten einsamig (Klee, Erdrauch, Esparsette) und springt dann nicht auf, ebenso die fleischigen, mehrsamigen Hülsen vom Johannisbrote. Beim Traganth (^stra^glus) ist die Hülse durch die nach innen weit vorspringende Rückennaht mehr oder weniger vollständig in zwei Fächer geteilt; beim Blasenstrauche ist sie gedunsen oder aufgeblasen. Manchmal hat die Hülse zwischen den einzelnen Samen Querwände; wenn sie dann bei der Reife ohne aufzuspringen durch quere Abgliederung in Stücke zerfällt, so nennt man sie Gliederhülse (Kronenwicke, Loionüla; Vogelfuß, Orvlttwpus; Hufeisenkraut, Uipxooröxis; Röhrenkassie, Lässig, tistuls. U.). 6. Die Schote ist aus zwei Fruchtblättern gebildet, die an ihren ver dickten Nähten die Samen tragen. Zwischen diesen Nähten ist eine dünnhäutige Scheidewand ausgespannt, die das Innere in zwei Fächer teilt. Die beiden Klappen lösen sich, ihre Nähte als Rahmen und Samenträger an der Scheide wand zurücklassend, von unten nach oben von dieser ab (Kreuzblütler oder Schotenfrüchtler). Ist diese Frucht mehrfach länger als breit, so heißt sie Schote (Kohl, Rübsen, Raps, Levkoye, Turmkraut, Lauchhederich rc.), ist sie fast so streit oder noch breiter als lang, so wird sie Schötchen genannt (Alpen-, Hirten- und Ackertäschelkraut. Meerrettig, Steinkraut, Finkensame). Die Gestalt beder ist sehr vielfach und wird zur Unterscheidung der Gattungen benutzt. Das einsamige Schötchen öffnet sich bei der Reife nicht (Färberwmd, Finkensame, Meerkohl); ebenso bleibt die saftige oder fleischige Schote geschlossen (Rettich). Die sogenannte Gliederschote zerfällt bei der Reife wie die Gliederhülse durch quere Ab gliederung in einsamige Stücke (Ackerrertig oder Hederich, LaMarüstram ar- vevse tVallr.).