262 6. Pflanzenkunde. werden. Sie haben auch keine deutlichen Blüten. Da sie ohne Keimblätter sind, so nennt man sie auch keimblattlose Pflanzen oder Nackt keim er (Aco- tyledonen). Die Samenpflanzen sind nach der Zahl der am Keime vorhandenen Blätter: I. Einsamenblättrige Pflanzen oder Spitzkeimer (Monocotyle- donen). Diese haben: 1. Nur ein Samenblatt oder nur einen fadenförmigen Schoß oder Trieb. 2. Als Wurzeln nur Nebenwurzeln. 3. Im Stamme (scheinbar ohne regelmäßige Anordnung» zerstreute Ge fäßbündel. Mark, Kern, Splint und Rinde läßt sich darum bei ihnen nicht gerade immer übersichtlich unterscheiden. 4. Ihre Blätter sind meist einfach (nur bei den Palmen gefiedert), streifen nervig (selten netzartig, Aronstab re) und abwechselnd gestellt. 5. Ihre Blütendecken sind meist einfach (sie haben gewöhnlich nur eine Blütenhülle, mitunter ist auch diese verkümmert), und in ihren Blüten teilen herrscht in der Regel die Dreizahl vor. 6. Ihre Stengel sind meist unverzweigt; ihr Wachstum geht (bei mehr jährigen Stämmen) von der Mitte des Stammes aus und tritt bald bloß als Spitzenwachstum auf. Es gehören hrerher die Gräser, Palmen, Knabenkräuter, die schwertblättrigen Gewächse, die Lilien, Aronsgewächse rc. rc. II. Zweisamenblättrige Pflanzen oder Blattkeimer (Dicotyledo- nen). Diese 1. keimen mit zwei oder mehreren, stets in derselben Ebene entspringen den gegen- oder guirlständigen Samenblättern. 2. Ihre Wurzel ist stets eine Hauptwurzel, die auch bei den Pflanzen, die einen Erd- oder Niederblattstengel besitzen, erst später zu Grunde geht. 3. Ihre Gefäßbündel sind im Stamme kreisförmig angeordnet, und Mark, Kern, Splint und Rinde bilden übersichtliche Kreise. 4. Die Blätter sind einfach oder zusammengesetzt in allen nur möglichen Formen, dabei winkel- oder netznervig und in Schraubenlinien oder Kreisen am Stengel verteilt. 5. Ihre Blütendecken find meist doppelt, und in den Blütenkreisen herrscht die Fünfzahl vor. 6. Ihre Stengel sind meist vielfach verzweigt; ihr Wachstum ist an der Spitze und dem Umfange gleichmäßig. 2. Der Same enthält als wichtigsten Teil den Keimling; das ist die Grundlage der zukünftigen Pflanze. Er besteht aus dem Stengelchcn mit dem Würzelchen und Knöspchen und den Samenblättern. Autzerdcm enthält der Same noch den zur ersten Entwickelung der Pflanze nötigen Vorrat an Nährstoffen. Dieser ist entweder in den Samenblättern nicdergclegt, oder als besondere Masse in ihm enthalten. Von ihrer Beschaffenheit hängt die Wichtigkeit des Samens für die Menschen ab. Der Keimling ist entweder rin- oder mehrblättrig. Der Same ist zum Schutze gegen Kälte, Nässe und Trockenheit mit einer doppelten Hülle umgeben, die an ihrer Oberfläche zu gleich auch der Verbreitung halber verschieden gestaltet und gefärbt ist. 3. Die Zahl der Samen, die eine Pflanze erzeugt, ist oft ungeheuer; nach sorgfältiger Berechnung brachten hervor ein Stock