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244 6. Pflanzenkunde. der Zusammenhang der Zellen untereinander, sowie das Anheften an Insekten, die Nahrung suchend in die Blüte kommen, begünstigt wird; nur die Oberfläche der stäubenden Blütenstaubzellen ist glatt (siehe auch Kerner von Marilaun!). 1. Die Staubblätter bilden den dritten Blattkrcis der Blüte. Sie ge hören zu den wesentlichen Blütcnwcrkzeugcn und haben die Aufgabe, den befruchtende» Blütenstaub hcrvorzubringcn. Jedes Staubblatt besteht aus dein Staubfaden oder Träger und den Staubbeuteln, die durch das Mittel band verbunden sind. Der Staubblattkreis hat unter allen Blütenkreisen die zahlreichsten Glieder, die manchmal untereinander verwachsen. Der Träger hat in der Regel eine dünne fadenförmige Gestalt, die selten abändcrt. Die Staubbeutel sind häutige Säckchen-, sic bilden die wich tigsten Teile der Staubblätter, in deren Innern der Blütenstaub erzeugt wird. Nach erlangter Reife springen sie mit Spalten, Löchern, Klappen oder Deckeln auf und entleeren den Blütenstaub als ein seines gelbes Pulver, das befruchtend auf die Fruchtblätter wirkt. 2. Da der Blütenstaub meistenteils im Wasser verdirbt und schon eine Benetzung damit für ihn gefährlich ist, so wird er durch allerlei Schutzmittel vor dem schädlichen Einflüsse der Nässe geschützt, damit er sich sicher entwickeln kann. So haben die Blüten der Pflanzen, welche in solchen Gegenden wachsen, in denen zur Zeit der Blüte die Niederschläge (Regen und Tau rc.) täglich und reichlich stattfinden, glockenförmige oder krugförmige Blumenkronen, die an ge krümmten Stielen Überhängen und so ein Schutzdach über den Staubblättern bilden (Heidel-, Moos- und Preißelbeersträucher unserer Hochgebirge). Die Blütendecken der Blüten überdachen schon von Haus aus die Staubgefäße oder bilden als Ganzes eine schützende Hülle um diese (Trollblume, Lerchensporn, Leinkraut, Löwenmaul, Calce'olarie oder Pantoffelblume — Fettkraut, Klappertopf, Wachtel weizen, Augentrost, Veilchen — Eisenhut, Akanthus). In seltenen Fällen geschieht dies sogar von feiten der blattartig entwickelten Narben wie bei den Schwertlilien. Bei den Pflanzen, deren Kronen tellerförmig gestaltet sind, ist die Röhre der aufrechten Krone an ihrem Eingänge zusammengeschnürt, so daß die darin befindliche Luft keinen Regen eindringen läßt. Andere becher-, decken-, krug-, trichter- und röhrenförmige Blüten bewirken den Schutz durch Schließen der Blüten bei Regen und während der Nacht. Beobachte die Zeitlose, den Frühlingssafran, die Enziane, das Tausendgüldenkraut, die Glocken blumen mit aufrechten Blüten, Pfingstrosen, Rosen, den Lein, Milch stern, Stechapfel, wie ihre Blüten im Sonnenschein weit geöffnet, ja sogar sternförmig ausgebreitet, von Insekten umschwärmt sind, sich aber bei Eintritt der Dämmerung und dem Einfallen des Taues zu sammenschlagen und so die Staubblätter überwölben! Bei Regen wetter und an naßkalten Tagen öffnen sich die Blüten überhaupt