Der oberirdische Stengel. 211 und durch Augeu oder Knospen, meistens aber auch durch schuppen- oder schalenförmige Rieder- oder Erdblätter auszcichnen. In ihnen sammeln die Pflanzen Baustoffe auf, die ihnen nach den Zeiten der Ruhe zum ersten Aufbau ihres oberirdischen Körpers dienen. Wir finden sie deshalb beson ders in solchen Gegenden, in denen die Pflanzen eine längere, durch Dürre oder Frost gebotene Ruhezeit zu überwinden haben. Sie dienen den Pflanzen zur Erhaltung und raschen Vermehrung auch ohne Frucht- und Samenbildung. 6. Der oberirdische Stengel, Mittel- oder Laubblattstamm. 1. Beispiele: Stengel des Schaumkrautes, der Glockenblume, der Balsamine, des Ricinus, der Tulpe — Halm des Getreides; der Quecke, des Timotheusgrases — Stamm der Eiche, Buche, Fichte und der Palmen. Der oberirdische Stengel ist dadurch ausgezeichnet, daß seine Blätter mit grünen Flächen oder Spreiten versehen sind. Er fällt am meisten in die Augen; denn die anderen Teile der Pflanzen ent ziehen sich entweder unseren Blicken (Wurzel, Erdstengel) oder er scheinen nur auf kurze Zeit (Blüte und Frucht), und nur die belaubten Teile halten vom Anfänge bis zum Ende der Entwickelung aus und treten darum als die umfangreichsten Teile des Pflanzenkörpers her vor. Wenn. man darum die Pflanzen eines Gebietes bildlich darstellt oder beschreibt, so begreift diese Darstellung fast ausschließlich die be laubten Teile der Gräser, Stauden oder Kräuter, Sträucher und Bäume; denn sie sind es, die einer Gegend den Charakter verleihen. Von der Dicke und Länge dieses Teiles ist auch in der Hauptsache die Größe einer Pflanze abhängig. Die Gegensätze sind in Bezug hierauf im Pflanzenreiche viel größer als im Tierreiche (Ackerkleinling, Osvtuimulus miniwus Q., Stengel 2—8 em hoch und '/z mm dick; Ricinus, Rieiuus oommünis 1^., der Stengel wird in Indien bis 13 m hoch und 10 em dick, doch sind das nur einjährige Gewächse; der Fieberheilbaum, Luea-I^xtus um^äalimm oder xlöimlus'V6. wird 140—152 m hoch und 8 m dick; der Mammutbaum oder die kalifornische Riesentanne, 'sVellinAtcmm IsiiM. wird 80 bis 142 m hoch und 11 m dick; noch länger (bis 200 m und dabei etwa 2 em dick) sind die Kletterpalmen oder Rotauge sOalLmus äraoo Drachenrotangj Indiens). 1. Bri den meisten Pflanzen erhebt sich der Stengel über die Erde Dieser oberirdische Stengel fällt nntcr allen Theilen der Pflanze am meisten in die Augen; denn er trügt die grünen Blätter. Wenn er fleischig und saftig ist, so wird er Krautstengel genannt. Ein hohler, knotiger Stengel heißt Halm; ist er aber in seinem Innern holzig, so nennt man ihn Stamm oder Holzstamm 14*