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210 6. Pflanzenkunde. Die Wurzelstöcke dienen darum ebenso der Erhaltung und Vermehrung der Pflanzen wie Knollen nnd Zwiebeln. Doch vermehren sich auch manche Unkräuter durch ihre. Wurzelstöcke so, das; sie die angebautcn Pflanzen unterdrücken und den Boden aussaugen; sie lassen sich dann auch sehr schwer vertilgen. Diese starke Vermehrung benutzt man aber wiederum zur Bindung des lockeren Sandbodens der Dünen und zur Umwandlung von wasserbedecktcm Lande in trockenes. 4. Knollen, Zwiebeln und Wurzelstöcke sind alles unterirdische wurzelartige Stengelteile oder Erdstengel, die sich durch Nebenwurzeln im Boden befestigen und durch schuppen- oder schalenartige Nieder oder Erdblätter und Knospen auszeichnen. Wir finden sie besonders in solchen Gegenden, in denen es gilt, eine Zeit der Ruhe des Pflanzen lebens zu überwinden, wie z. B. die Zeit großer Dürre in den Steppen (siehe Zwiebel!). Bei uns, wo die Lhätigkeit der Pflanzen welt nicht durch Trockenheit, sondern durch Frost unterbrochen wird, ist die Zahl der Pflanzen mit Niederblattstengeln auffallend geringer als dort in den Steppen. Sie gedeihen auch dort unter ganz andern Bodenverhältnissen. Man trifft sie bei uns nämlich im Grunde unserer Laubwälder in lockerer, humusreicher, stets feuchter Erde. Hier gedeihen Schnee- und Märzenglöckchen, Gelbstern, Vogelmilch, Lerchensporn, Meerzwiebel, Türkenbund, Bärenlauch, Aronsstab, Maiblumen, Wald meister, Haselwurz, Sauerklee, Moschusblümchen, Windröschen rc. in ganzen Beständen, und ihre Blüten zählen zu den ersten des Jahres. Ihr grünes Laub entfaltet sich zeitig im Frühjahre und ist schon im Hochsommer vergilbt und verwelkt, obschon es ihnen nie an Feuch tigkeit fehlt. Dieses alles kommt daher, daß das Erdreich von den im Herbste abfallenden Blättern der Laubhölzer bedeckt, wenig Wärme ausstrahlt und auch den Frost nur in geringe Tiefen eindringen läßt, so daß die Niederblattstengel der Gefahr des Erfrierens weit weniger ausgesetzt sind als im freien Lande. Was aber das Blühen im zei tigen Frühjahre und das frühzeitige Vergilben der Blätter anlangt, so hat das seinen Grund darin, daß das für die Thätigkeit der grünen Blätter nötige Licht nur auf so lange in den Waldgrund ein dringen kann, als die Kronen der Waldbäume noch nicht belaubt sind. Im Hochsommer genügen die spärlichen Sonnenstrahlen, die durch das dichte Laubdach der Baumkronen bis auf den Boden des Waldes gelangen können, nicht für die Arbeit der Blätter der Pflanzen, die ihn bedecken; sie müssen diese also bereits vollendet haben, ehe dieses sich völlig ausgebildet hat'.' Schmarotzer und Verwesungspflanzen be dürfen des Lichtes in geringem Maße, darum erscheinen im Grunde der schattigsten Stellen Fichtenspargel, Ohnblätt, Korallenwurz, Nest wurz und die Schwämme. 4. Knollen, Zwiebeln und Wurzclstöckc sind unterirdische wurzelartige Stengelteile oder Erdstcngel, die sich durch Nebenwurzeln im Boden befestige»