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tragen sie Knospen. Man nennt sie darum wohl Erdstengel oder wegen ihrer Ähnlichkeit mit den Wurzeln Wurzelstöcke. Sie sind als Lang- oder Kurztriebe ausgebildet, und das Blatt grün fehlt ihnen ganz oder teilweise wie den dünnen, mit scheiben förmigen häutigen, nur an der Spitze hornartigen und stechenden Schuppen bekleideten Trieben der Quecke, die verästelten, mit großen fleischigen Schuppen besetzten dicken Stämme der Schuppenwurz, die aufrechten, dicken, strunkartigen, mit abdorrenden Schuppen besetzten Stämme der Sommerwurz (Orobunobs), die knollenartigen, nach allen Seiten verzweigten Wurzelstöcke der Korallenwurz, des Fichten spargels und Ohnblattes. Alle diese aufgeführten Stämme zeigen und erzeugen mit Ausnahme der Quecke keine grünen Laubblätter, sondern ihre Stengel setzen sich unmittelbar in den Hochblattstamm fort, indem die Niederblätter °zu Deckblättern der Blüten (Hochblättern) werden. Sie bedürfen auch keiner grünen Laubblätter, da sie alle Schmarotzer sind und ihre Baustoffe während des Sommers den Wurzeln ihrer Wirte entnehmen. Manche von den Pflanzen mit Wurzelstöcken entwickeln zuerst im Frühjahre Sprossen, deren Stamm mit schuppenartigen Blättern besetzt ist und die oben Blüten tragen und dann, wenn diese zu welken beginnen, solche, die mit grünen Laub blättern versehen sind (Huflattich, Pestwurz rc.). Auch die Schachtel halme gehören hierher, doch fehlen diesen breite Blätter, und an ihrer Stelle entwickelt die Rinde des Stammes und der Zweige grünes Gewebe. Die Aufgabe aller dieser Wurzelstöcke ist wie die der Zwiebeln und Knollen die Aufsammlung von Bau-(Reserve-)stoffen, die wäh rend des Sommers von den grünen Teilen der Pflanzen erzeugt und in diese unterirdischen Borratsräume geleitet werden. Hier bleiben sie während der ungünstigen Jahreszeit in Ruhe und kommen erst zur Verwendung, wenn es im Frühjahre gilt, möglichst schnell die grünen oberirdischen Teile des Pflanzenkörpers aufzubauen. Sie dienen ebenso zu rascher und kräftiger Vermehrung wie die Zwiebeln und Knollen. Infolge ihres unterirdischen Verlaufes bilden sie dann zeilen- und truppweise angeordnete Bestände (Waldmeister, Bingelkraut, Pest wurz, Huflattich, Maiblumen, Minzen, Windröschen, Binsen, Ried gräser, Rohr), wandern auch auf diese Weise im Boden weiter (Him beeren, amerikanische Goldruten und Rudbeckien, Seifenkräuter), unterdrücken durch ihre Vermehrung alle anderen Pflanzen, saugen den Boden aus und werden dadurch nicht selten zur Plage des Forst- und Landwirts und Gärtners (Him- und Brombeeren, Weidenröschen, Land-Reitgras; Quecke, Schafthalme, Geißfuß oder Giersch, große Brennesfel, Winden, Ackerdistel rc.). Es bleibt dann nichts übrig, als den Boden aufzuwühlen und alle Stocksprossen sorg fältig zu sammeln und zu entfernen; denn durch das Zerstechen oder