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14 Menschenkunde. Wie schon oben erwähnt, vorzugsweise in der ersten und die Beine in der zweiten Weise verwendet; die ersten sind vorzugsweise Werk zeuge zum Greifen und die zweiten solche zur Ortsbewegung. Damit ist allerdings nicht ausgeschlossen, daß gelegentlich auch einmal die Arme allein zur Ortsbewegung (Gehen auf den Händen, Hangeln, Sticheln re.) benutzt werden und die Füße zum Greifen (bei Personen, die ohne Arme geboren sind; siehe Heft II, S. 10 ff.) oder daß beide ihre Thätigkeit zum Zwecke der Ortsbewegung vereinigen (Schwimmen, Klettern rc.). Immerhin sind derartige Verwendungen stets als ungewöhnlich anzusehen, und die einseitige ist das regelmäßige. Dieser einseitigen Verwendung eines Gliederpaares entspricht denn auch eine vollendete Ausbildung nach dieser Seite hin. So ist zunächst im allgemeinen das Knochengerüst der Beine Vorzugs- weise für das Stützen und Stemmen eingerichtet; seine Teile sind in folgedessen stark und fest, straff verbunden, die daran befestigten Muskeln fleischig und kräftig, die Bänder sehr fest. Bei den Armen sind dagegen die Teile feiner, leichter und zierlicher, ihre Verbindung ist freier und doch ist dabei alles sicher und kräftig. Im einzelnen ist die Verbindung der Hüftglieder mit dem Rumpfe (der Wirbelsäule, dem Kreuzbeine) durch das Becken sehr fest und ganz besonders ge eignet, die abstoßende Bewegung der Beine dem ganzen Körper mit zuteilen. Dagegen liegt das Bindeglied des Armes mit dem Rumpfe, das Schulterblatt, sehr frei auf der Hinteren Fläche des Brustkorbes, ist durch Muskeln vielseitig beweglich und kann durch seine Bewegungen den ganzen Arm höher und tiefer, mehr nach vorn und mehr nach hinten stellen. Dadurch wird der Raum, innerhalb dessen der Arm seine Thätigkeit entfalten kann, bedeutend vergrößert. Diese Ver größerung wird indessen nicht auf Kosten der Festigkeit gewonnen; denn das Schulterblatt wird mit seiner Schulterspitze gerade da, wo der Oberarm eingelenkt ist, von dem Schlüsselbeine getragen. Dieses aber ist durch eine sehr freie, aber feste Verbindung am Brustbeine angeheftet und darum für das Schulterblatt in allen seinen Stellungen eine feste Stütze, an die es sich anlehnen kann, so daß alle seine Bewegungen, so frei sie auch erscheinen, doch einer sicheren Führung unterworfen sind. 1. Die Tiere bedienen sich aller ihrer Glieder vorzugsweise zur Orts bewegung ihres Körpers, und nur wenige ergreifen und bewegen mit den vorderen andere Gegenstände. Beim Menschen dagegen ist sowohl für die Ortsbcwegung als auch für das Ergreifen anderer Körper ein besonderes Gliederpaar vorhanden; es sind die Arme und Beine Jedes Glied besteht im allgemeinen aus vier Abteilungen: dem Bc- festigungsringe und dem dreigeteilten Glicde selbst, ist aber für seine Thätig- kcit besonders eingerichtet. Das Bein ist in seinen Teilen für das Stützen und Stemmen berechnet und darum stark und fest, während beim Arme alles feiner und beweglicher, dabei jedoch sicher und kräftig ist.