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k. Aang. Man fängt ihn an den europäischen Küsten seit dem 9. Jahr hunderte in großer Menge. Nachdem aber der Holländer Wilem Beukelz zu Ende des 14. Jahrhunderts die jetzige Methode des Einsalzens erfunden hatte, wurde der Heringsfang von größter Be deutung für Holland, die im 17. Jahrhunderte ihre größte Höhe erreichte. Zu jener Zeit sandten die Holländer bis 2000 Fahrzeuge (Buisen) dazu aus, und 800000 Einwohner fanden ihre Beschäftigung dabei. Später fingen die Hanseaten und Norweger und vor reichlich 200 Jahren auch die Engländer an, sich zu beteiligen. Diese letzteren überflügelten nach und nach alle Nationen. In Nor wegen beschäftigen sich jetzt über 50000 Menschen mit dem Fange, dem Einsalzen und Transporte dieses Fisches; ebenso bedeutend ist die Heringsfischerei der Holländer (denn holländische Vollheringe gelten heute noch als die besten), obwohl sie zurückgeht. In neuerer Zeit zeigt sich auch bei uns Deutschen eine größere Beteiligung an den Ernten aus dem Meere. Der Seefisch- und Heringsfang wird be sonders von der Nordseeküste aus, zum Teil mit besonderen Fisch dampfern betrieben. Die meisten Heringe erbeutet man heute an der Küste von Norwegen (Stavanger, Bergen rc), in der Nähe der Shetlands- und Orkneyinseln und an der Küste von Schottland. An der schottischen Küste (Aarmuth, Peterhead, Fraserburg rc.) sind zur Fangzeit (wie auch in Norwegen) außer den auf See thätigen Fischern (7000 Fahrzeuge) am Lande noch eine große Menge sogenannter „geheuerter Hände" (Händler, Bauern, Handwerker, Hochlandsleute, alte Matrosen, Frauen, Landstreicher rc.) als Salz-, Faßdauben- und Reifenhändler, Böttcher, Ausschlächter, Einsalzer rc. thätig. Auch in der Ostsee werden viele (aber eine kleinere Sorte) Heringe gefischt. Man fängt sie in großen senkrechten (Trift- oder Treibnetzen) Netzwänden, deren oberer Rand (durch Korkstücke, leere Fässer, luft gefüllte Schläuche rc.) an der Oberfläche des Wassers festgehalten wird, während der untere, mit Gewichten beschwerte, in die Tiefe gezogen wird, so daß eine straffe Netzwand entsteht. Stößt ein Zug Heringe gegen eine solche Netzwand, so schlüpfen die jungen Heringe hindurch; denn die Maschen müssen die entsprechende gesetzliche Weite haben; die ausgewachsenen aber bleiben bei den Bemühungen, sich ebenfalls hindurchzüdrängen, mit den Kiemen darin hängen. Wenn das Netz dann aufgezogen wird, so steckt bei gutem Fange fast in jeder Masche ein Hering, die nun herausgenommen werden, so daß in kurzer Zeit Hunderttausende gefangen werden. Sobald ein Netz gehoben ist, wird an seiner Stelle ein anderes eingesetzt. Die ge fangenen Fische schafft man sobald als möglich an den Strand, wo dann die Arbeit des Ausnehmens und Einsalzens, die alle nur irgend verfügbaren Hände beschäftigt (siehe oben!), beginnt; denn je eher 13*