194 8. Tierkunde. Der Hering erscheint vom Juli bis November in ungeheuren Scharen an den Meeresküsten, um zu laichen. Das Weibchen (der Rogner oder Voll' Hering) legt dabei 30—60000 Eier in das Wasser ab, und das Männchen (der Milchner) gießt aus den zwei großen fast den ganzen Leib ausfüllenden Drüsen die Milch darüber. Die Jungen werden von der Sonne ausgebrütet und machen sich ungefähr 50 Tage nach dem Abzüge der Alten durch ihre ungeheure Anzahl bemerkbar. Wenn sie zum Ende des Jahres etwas heran gewachsen sind, so folgen sie ihren Eltern in die Tiefe. Der Hering wird, wenn er ausgewachsen ist, bis 32 em lang. I). Bewegung. Siehe Flußbarsch! L. Aeinde. Er wird von Raubfischen (Kabeljau, Dorsch, Hai rc.), Seebögeln (Möwen) und Meersäugetieren (besonders Walfischen, Delphinen, Seehunden) in großer Zahl verzehrt; sein größter Feind ist jedoch der Mensch. Würdigung. Alle Fische könnte der Mensch ohne große Not in seinem Haus halte missen; denn ohne Stockfisch kann man leben, obwohl sein Ver brauch ein ganz bedeutender ist; der Schellfisch oder Dorsch und der Seehecht bürgerten sich erst in neuerer Zeit allgemeiner als Volks nahrungsmittel ein; von den Schollen oder Butten, Zungen, Thun fischen und den meisten anderen Seefischen haben doch eigentlich nur die Küstenbewohner den richtigen Genuß, und die Fische der Süß gewässer erscheinen fast ohne Ausnahme nur auf dem Tische der Wohl habenderen. Nur der Hering und seine nächsten Verwandten bringen den Segen des Meeres bis in die entlegensten Hütten des Festlandes. Er ist eine Speise der Armen (Namen, s. o.). Bei seiner Billigkeit ist er auch für den Ärmsten noch erschwinglich und muß so, auf die verschiedenste Art zubereitet, iu gar vielen Hütten die Stelle des Fleisches vertreten. Das Hauptgericht des armen Erzgebirgers ist „Kartoffeln und Hering". Es giebt darum keinen Fisch, der uns unentbehrlicher wäre und der größere Beachtung verdiente, als gerade er. Man kocht oder bratet ihn frisch, genießt ihn als Salzhering. Diesen räuchert man leicht gesalzen und genießt ihn als Bückling; Salzheringe räuchert und mariniert man, genießt ihn auch als Brathering. Neuerdings giebt es auch Heringe in Gelee rc. Er ist der wichtigste unter den Fischen; denn nicht mir, bntz sein Fleisch eine gesunde, nahrhafte und dabei sehr billige Speise giebt, sondern sein Fang und seine Zubereitung verschafft auch Tausenden von Menschen Erwerb.