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die Zeiten des Mangels. Die hornigen Schwielen der Brust und der Beine sind sehr zweckmäßig für das Niederlagen und Aufstehen, »nd die breiten, schwieligen, elastischen Sohlen der klumpigen, zweizchigcn Füße sind ganz für die Bewegung über lose», aber oft scharfkantigen Wüstensand geschaffen. L. Krnährung. 1. Bei dürren, holzigen, größtenteils dornigen Gewächsen der Wüste (Mimosen, Akazien, Wermut-, Beifußarten rc.), scharfschneidigem Riedgras, halbverdorrten Ästen kann es wochenlang aushalten. Unter Umständen ist ihm selbst ein alter Korb oder eine Matte, aus den zerschlissenen Blattriesen der Dattelpalme geflochten, ein willkommenes Gericht. Im Ostsudan müssen die Eingeborenen ihre aus Steppen gräsern errichteten Hütten durch dichte Dornenzäune vor dem Auf fressen durch die Kamele schützen. Selbst die ärgsten Dornen und Stacheln können das harte Maul eines Kameles nicht verwunden. Wenn die Karawanen rasten und die Kamele freigelassen werden, so gehen sie von Baum zu Baum und fressen alle Aste ab, die sie er reichen können. Können sie einmal saftige Nahrung haben, so ist ihnen das schon recht, und sie richten in den Durrahfeldern oft große Verwüstungen an; auch kleine Bohnen, Wicken und Erbsen verzehren sie sehr gern, und Körner aller Art sind ihnen Leckerbissen. Auf Wüstenreisen werden sie des Abends mit einigen Händen voll Durrah oder Gerste gefüttert, außer dem, was sie auf dem Wüstenboden etwa finden. In den Städten erhalten sie Puffbohnen und Häcksel, in den Dörfern verdorrtes Riedgras oder Durrahstroh. Bei saftiger Pflanzennahrung kann es das Wasser wochenlang entbehren, wenn es nicht beladen und besonders angestrengt wird. Bei großer Hitze und trockenem Futter muß es mindestens aller 2 bis 3 Tage ge tränkt werden. Brehm erzählt, daß auf seiner achttägigen Reise durch die Bahiudawüste die Kamele nur einmal Wasser bekamen, aber es gab dabei viel Grünes, und die Tiere hielten vortrefflich aus. Als er aber zwei Jahre später denselben Weg zur Zeit der größten Dürre zurücklegte, so daß die Kamele neben dem Durste auch noch den Hunger zu ertragen hatten, wurden sie zwar am 4. Tage getränkt, waren aber am 6. und 7. Tage der Reise so matt, daß sie mit größter Mühe den Nil erreichten. In der Gluthitze des afrikanischen Sommers muß ein Kamel während der Reise bei ordentlichem Futter auch hinreichendes Wasser und alle vier Tage volle 30—40 Stunden Ruhe haben. 1. Das Kamel ist in feiner Nahrung äußerst genügsam; es verzehrt Gräser und Kräuter, Bamnblättcr und Zweige, Disteln und allerhand Wüsten sträucher, auch wenn sie halb oder ganz vertrocknet sind, und scheut dabei auch die ärgsten Dornen und Stacheln nicht. Es verschmäht jedoch auch saf tige Pflanzen keineswegs und kann dann das Wasser wochenlang entbehren.