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nicht nur ekelhaft, sondern sogar gefährlich, wenn Kinder und auch Erwachsene sich den Mund von Hunden ablecken lassen oder diese küssen, und manche Menschen mußten schon ihre übertriebene Zärtlich keit für Hunde mit dem Leben bezahlen. Eine sehr häufig vor kommende Krankheit ist die Räude, bei der sich bald haarlose, auch wohl grindige Stellen am Leibe des Hundes zeigen; sie ist ansteckend. Junge Hunde leiden oft sehr an der Seuche (Staupe), einer durch Erkältung herbeigeführten Entzündung der Schleimhäute, die dann oft in Lähmung des Kreuzes übergeht. Sie rafft wohl nahe an die Hälfte der Hunde hinweg und scheint hauptsächlich die Folge der Fütterung mit Kartoffeln zu sein. Zweckmäßige Fütterung bewahrt vor ihr. Die entsetzlichste Krankheit der Hunde ist aber die Tollheit oder Wut. Sie ist nicht nur tödlich für das davon befallene Tier, sondern es werden durch sie auch die anderen Haustiere und die Menschen auf das höchste gefährdet. Über die Ursachen ist man noch nicht einig. Die ersten Anzeichen dieser Krankheit sind die, daß der Hund sein bisheriges Betragen ändert, tückisch-freundlich wird und gegen seinen Herrn knurrt, schläfrig und niedergeschlagen wird, warme Orte aufsucht, öfters zum Futternapfe schleicht, ohne zu fressen, Wasserader in geringen Mengen schlappt. Ihr sicherstes Kennzeichen ist aber die Änderung der Stimme, sodaß der Anschlag sogleich in ein rauhes und heiseres Heulen übergeht, daß er die Freßlust verliert, nur mit Beschwerde schlucken kann , geifert und einen trüben Blick bekommt, um sich schnappt und ohne Ursache beißt und bei Annäherung von Tieren und Menschen knurrt. Er irrt dann unstät umher und beißt, was ihm in den Weg kommt. Hündinnen werden von dieser Krank heit seltener befallen als Hunde. Die Krankheit führt am 4. oder spätestens 9. Tage zum Tode. Der Ansteckungsstoff ist in dem Speichel der kranken Tiere enthalten und wird mit diesem durch Belecken wunder Hautstellen oder Biß auch auf den Menschen übertragen. Ist ein Mensch von einem tollen Hunde gebissen, so wäscht man die Wunde mit Salzwasser aus, schröpft sie oder brennt sie aus und bringt den Menschen in möglichst starken Schweiß (Kastendampfbäder). In Frankreich und einigen andern Ländern, in denen die Tollwut weit häufiger als in Deutschland auftritt, sind auf Anregung des Chemikers Pasteur Institute für Schutzimpfungen gegen die Tollwut eingerichtet worden; doch ist der unbedingte Schutz dieser Impfungen keineswegs erwiesen. In den anatomischen, physiologischen und bak teriologischen Instituten wird der Hund neben Fröschen, Kaninchen und Meerschweinchen häufig als Versuchsobjekt für die Physiologen be nutzt, um die Vorgänge des Lebens (Blutlauf, Nervenleben, Wirkungen neuer Arzneimittel rc.) im tierischen und menschlichen Körper näher kennen zu lernen (Vivisektion); er ist dann ein Schlachtopfer der Wissenschaft.