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1) Der Veitstanz. Ursachen: Er hat seinen Grund nach den neueren Forschungen eigentlich in einer Reizung des großen Gehirns, hervorgerufen durch Schreck, erbliche An lage oder Nachahmung. Erscheinungen: Er besteht in unwillkürlichen Bewegungen der Muskeln. Die Arme und Beine machen dabei vielfach ganz unzweckmäßige, schleudernde Bewegungen; die Muskeln des Gesichts zeigen plötzliche zuckende Bewegungen: der Kopf wird plötzlich nach vorn, nach hinten oder nach der Seite gedreht oder herabgezogen rc. x) Die Nervosität, Nervenschwäche oder Neurasthenie. Ursachen: Vererbung, Erziehung, Gewöhnung der Kinder an starke, reizende Genußmittel (siehe oben!), Verweichlichung, mangelhafte oder zu üppige Ernährung, schlechte. Wohn- und Schlafräume, ungenügende Hautpflege, körper liche und geistige Überanstrengung und Überreizung. Sie konimt auch als Begleiterscheinung vieler anderer Erkrankungen (Frauenleiden, Magen- und Darmerkrankungen, Blutarmut rc.) vor. Sie kann nur durch Vermeidung der Ürsachen und eine naturgemäße einfache Lebensweise nach und nach ge hoben werden. b) Hysterie und Hypochondrie. Die Hysterie kommt besonders bei Frauen vor und hängt sehr häufig mit Erkrankung der Gcschlechtswerkzeuge zusammen, ist aber auch öfters vererbt oder bat ihre Ürsache in Magen- und Darmleiden oder Blutarmut rc. Erscheinungen: Ihrer sind Legion, als Schmerzen in den verschiedenen Teilen des Körpers, besonders im Kopf, Rücken, in den Armen und Beinen rc., Herzklopfen, Krämpfe, sogar Lähmungserscheinungen, plötzlicher Wechsel der Stimme rc. Die Hypochondrie hat ihre Ursache oft in Magen-,und Darmleiden, be sonders in Hämorrhoiden, in Ausschweifungen, nach geistigen Überanstrengungen rc. Die Kranken haben ebenfalls alle nur möglichen Erscheinungen, bilden sich be sonders allerlei schlimme Erkrankungen ein und sind darum meist verstimmt und niedergeschlagen. >) Die Epilepsie oder Fallsucht hat ihren Sitz in den unteren Teilen des Gehirns und zeigt sich in Krampfanfällen, die sich von allen anderen (den nervösen, hysterischen rc.) dadurch unterscheiden, daß sie mit Bewußtlosig keit verbunden sind- Der Kranke stürzt zusammen, schlägt die Daumen ein, beißt die Zähne fest zusammen, bekommt manchmal Schaum vor den Mund und schlägt mit den zusammengezogenen Gliedern um sich. Diese Krankheit ist äußerst schwierig zu heilen, und es werden darum auch derartige Kranke in Heil anstalten nicht gern oder gar nicht ausgenommen. Ir) Krämpfe der Kinder. Auch bei ihnen ist Bewußtlosigkeit vorhanden; sie haben ihren Grund in der Zahnentwickelung (Zahnkrämpfe), im Vorhandensein von Eingeweidewürmern, in Fieber, Gehirnentzündung rc. Anhang: In früherer Zeit wurden die Geisteskranken oder Irren aus der Gemeinschaft der Gesunden ausgestoßen und bald in Gefängnissen zu sammen mit Verbrechern und Vagabunden, bald in Armen- und Arbeitshäusern in den schlechtesten und ungesundesten Räumen gefangen gehalten. Erst spät, am Ende des 17. Jahrhunderts, erwirkte der berühmte französische Irren arzt Pinel (der ältere) mit Gefahr seines Lebens vom Konvent die Erlaubnis, den Irren in der Anstalt Bicetre bei Paris die Ketten abzunehmen, und stellte Grundsätze für die vernünftige Behandlung Geisteskranker auf. Durch den Deutschen Langermann wurde zuerst eine Trennung der heilbaren und der Seidel, Ergebnisse und Präparationen rc. VIII. Hest. 8