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täglich aus, so ist seine Verdauung nicht in Ordnung. Erblickt man viele weiße, geronnene Klümpchen in der Ausleerung, so ist die Milch zu stark, und es muß der Sahne mehr Wasser oder vom fünften Monate ab eine dünne Abkochung von Hafergrütze (oder groben Graupen) zugesetzt werden. Diese bietet von diesem Zeitabschnitte an überhaupt in Gemeinschaft mit Sahne ein vortreffliches Nähr mittel. (Man lasse die Grütze mindestens zwei Stunden langsam kochen, bringe sie dann in ein Sieb und quirle sie nun so lange durch, bis nur noch holzige Bestandteile, die Hülsen, übrig bleiben. Der dicke Schleim, den man beim Durchrühren erhält, giebt, mit Sahne im Verhältnis von 3 :1 vermischt, ein vollständig ausreichendes, vorzügliches Nahrungsmittel, bei dem der Säugling bis zu einem Jahre ohne jede andere Nahrung vortrefflich gedeihen kann. Dieser Haferbrei oder Graupenschleim ist, abgesehen von seiner Billigkeit, seiner leichten Verdaulichkeit halber allen andern sonstigen Nahrungs mitteln (Zwieback, Kindermehl, Schweizermilch, Kraftgries, Liebigsche Suppe rc.) weit vorzuziehen. Die in manchen Gegenden beliebten Mehlbreie sind nicht nur als erste Nahrung des Kindes entschieden zu verwerfen. (In Oberbaiern sterben bei vorwiegender Breifütterung 39, in der Pfalz bei Milchnahrung nur bis 18 von 100 Kindern!) Die bekannte englische Krankheit (Heft II, S. 55) tritt gerade bei Mehlbreinahrung öfter auf. Beim Hervvrbrecheu der Zähne gebe man neben Brei von Hafergrütze, Graupen oder Gries zum Kauen nicht zu dünne Rinden von Schrot- oder anderem Brote. (Über Mund- und Zahnpflege siehe Heft I, S. 10 ff.) 88. Der insbesondere auf dem Lande nicht seltene ekelhafte Gebrauch, beim Füttern des Kindes die Nahrung erst in den Mund zu nehmen, dient zugleich dazu, Krankheiten der Wärterin auf das Kind zu übertragen. Die Kinder sind vom ersten Tage an daran zu gewöhnen, daß ihnen die Nahrung nur alle zwei, später zweieinhalb und drei Stunden gereicht werde (Heft III, S. 25). In der Zeit von 10 oder 11 Uhr abends bis 5 oder 6 Uhr morgens darf gesunden Kindern unter allen Umständen keine Nahrung gereicht werden, außer wenn man sie zu Tyrannen ihrer Pfleger erziehen will. Ihnen zur Beruhigung das Saughütchen oder einen Nutschbeutel (dessen Inhalt kaum vor Gärung zu bewahren ist) zu geben, ist nicht nur der Verdauung schädlich, sondern auch sonst gefährlich; ebenso über flüssig, ja meist schädlich sind sämtliche besonders bei alten Kinder frauen so beliebten Theearten, höchst gefährlich aber der in einzelnen Gegenden leider noch nicht polizeilich verbotene, sondern noch vielfach gebrauchte Mohntrank. Im Greisenalter muß ebenfalls die Nahrung weich und mög lichst verdaulich sein, weil das Kauen und Einspeicheln langsamer und unvollkommener von statten geht und die Kraft der Verdauungs- und Kreislaufswerkzeuge sich vermindert hat. Es dürfen deshalb nie