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ob es mit faulenden Stoffen vermischt ist: man schmeckt, ob es fremdartige mineralische Beimischungen (Salz, Kalk rc.) enthält. Zu dem braucht man kein Chemiker zu sein, um durch das Eintauchen von Lackmusvapier das Vorhandensein von Säuren, durch das Rot werden des Fleisches die Gegenwart von Salpeter (Tierstoffen), durch den Bodensatz, welcher beim Abdampfen zurückbleibt, den Kalk oder andere erdige Stoffe, die darin enthalten waren, zu erkennen. Außer dem erzeugt Seife, in hartem Wasser geschlagen, keinen Schaum, wes halb man in Gegenden, wo nur solches zu haben ist, Regenwasser sammelt und zum Waschen verwendet, weil man weiß, daß weiches Wasser besser den Schmutz auflöst als hartes, welches schon eine Menge aufgelöster fremder Bestandteile in sich enthält. Daß trockene Gemüse in einem Wasser, welches viel Kalk und Magnesia enthält, nicht weich werden, sondern mehr oder weniger hart bleiben, ist schon seit mehr als 100 Jahren bekannt und hat offenbar Veran lassung gegeben, derartiges Wasser hart zu nennen. Es bildet sich nach den neuern Untersuchungen in diesem Falle in den Erbsen eine Verbindung des Erbsenstoffes mit Kalk und Magnesia, die beim Kochen hornartig erhärtet. Auch beim Kochen des Fleisches machen sich ähnliche unangenehme Wirkungen des harten Wassers bemerklich. Daß ferner mit weichem Wasser ein viel besserer Thee und Kaffee her gestellt werden kann als mit hartem, ist ebenfalls bekannt. Das zum Brotbacken verwendete Wasser darf keine faulenden Stoffe enthalten, da diese die Gärung stören. Ein in der Nähe Hannovers längere Jahre zum Backen verwendetes Bachwasser gab sofort einen völlig unbrauchbaren Teig, als es durch das faulende Abfallwasser einer Zuckerfabrik verunreinigt wurde. Prof. Pettenkofer weist auf die Übertragung von Krankheitskeimen in unsere Wohnungen durch das Aufwaschen und Scheuern mit schlechtem Wasser hin. Auch beim Bau unsrer Häuser ist die Beschaffenheit des verwendeten Wassers von Einfluß; denn die weißlichen, gelben, grünen und schwarzen Aus schläge, die sich an Mauern oder einzelnen Steinen derselben zeigen, haben nicht selten ihren Grund in der schlechten Beschaffenheit des beim Bauen verwendeten Wassers. (Die weißen sind Kalkverbindungen, die grünen Algen und die schwarzen Pilzverbindungen rc.) Auch für gewisse gewerbliche Verwendungen ist die Be schaffenheit des Wassers von höchster Wichtigkeit. Bei Speisung der Dampfkessel ist sogenanntes hartes Wasser zu vermeiden; denn der in ihm enthaltene kohlensaure und schwefelsaure Kalk und die kohlen saure Magnesia bilden den so verderblichen Kesselstein. Für Bier brauereien ist durch Tier- und Pflanzenstoffe verunreinigtes Wasser, welches Fäulnis und Schimmel bildet, am verderblichsten; doch ist auch das harte Wasser unvorteilhaft. Desgleichen muß das Wasser für Spiritusbrennereien ebenfalls möglichst rein und im Sommer auch möglichst kühl sein, wie auch mit Tier- und Pflanzenstoffen ver-