dem qualvollen Zustande des Verhungerns und Verdurstens wissen, Gott sei Dank, nur wenige Menschen (Schiffbrüchige, Nordpolfahrer, Wüstenreisende, in Bergwerken Verschüttete rc.) zu erzählen. Früher meinte man, daß ein Mensch nach 5—6tägigem Fasten dem Tode verfallen sei; in neuerer Zeit hat vr. Tanner in Neu- York durch ein vierzigtägiges Fasten bewiesen: 1) daß ein gesunder Mensch es 40 Tage ohne Nahrung aushält, wenn er dabei nur genügend Wasser trinken kann, ja daß der Gewichtsverlust bei reichlicher Wasseraufnahme kein sehr rascher ist; 2) daß aber Fasten und Dursten schon nach wenigen Tagen sehr lebenbedrohende Anzeichen Hervorrufen; 3) daß, wenn nach mehrtägigem Fasten und Dursten dem Körper reichlich Wasser zugeführt wird, das Gewicht sogar wieder steigt; 4) daß die bisherige Ansicht, Verhungernden dürfe anfangs Nahrung nur in äußerst kleinen Gaben gereicht werden, nicht für alle Fälle richtig ist. Die Qualen Verhungernder erreichen (wie insbesondere Schiff brüchige berichten) hauptsächlich durch den Durst eine so entsetzliche Höhe. Der schlesische Herzog Balthasar, den sein unmenschlicher Bruder im Hungerturme zu Priebus (1472) verhungern ließ, hatte auf den Tisch geschrieben: „Der Durst quälte mich mehr als der Hunger!" — Was die Grenze des erträglichen Stoffverlustes anbelangt, so Haben die Forschungen gelehrt, daß der Tod eintritt, wenn (40 "/g) des Körpergewichtes verloren gegangen sind. Bei großem Fettreichtume wird auch ein höherer Prozentsatz vertragen. Ein fettes Schwein (von welchem in den Verhandlungen der Linne'schen Gesellschaft be richtet wird), welches 160 Tage unter einer mehrere Meter hohen Kreidemaffe verschüttet war, hatte 75 an Gewicht verloren. Durch Versuche ist festgestellt worden, daß der menschliche Körper täglich etwa den 20.—24. Teil seines Gesamtgewichts verbraucht und des halb mindestens ebensoviel an Nahrung einführen muß, wenn er nicht in seinem Körpergewichte zurückgehen will. Das richtige Maß er kennt ein Gesunder und nicht Verwöhnter am Gefühle der Sättigung, welches uns ebenso vom weiteren Essen und Trinken abmahnt, als Hunger und Durst dazu antreiben. 1. Der Körper eines jeden Menschen erleidet durch seine Thätigkeit und durch das Wachstum seiner Teile einen fortwährenden Verlust an Stossen. Hunger und Durst mahnen ihn, denselben zu ersetzen; dies ge schieht durch die Nahrung. Das richtige Masz erkennt er am Gefühle der Sättigung. 2. Um zu erfahren, welche Stoffe dem Körper des Men schen nötig sein werden, haben wir vorerst zu untersuchen, aus