Volltext Seite (XML)
Das Quell- und Brunnenwasser stammt, wie wir oben sahen, von den in das Erdreich eindringenden Niederschlägen. Sie sind beide natürlich noch reicher an mineralischen Bestandteilen als das Regenwasser, weil alles Wasser, vermöge seiner auflösenden Eigenschaft, mehr oder weniger solcher Bestandteile aus den Schichten der Erde, durch oder über welche es fließt, aufnimmt. Je löslicher die Gebirgsarten und Erd schichten sind, aus welchen das Wasser fließt oder geschöpft wird, desto mehr hat es von diesen Bestandteilen in sich ausgenommen und desto härter ist es, und je unlöslicher jene Bestandteile sind, desto reinerund weicher ist das aus ihnen gewonnene Wasser. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Kohlensäure (der Brunnengeist). Sie ist die Vermittlerin der Löslichkeit vieler Salze, namentlich des kohlen sauren Kalkes und der kohlensauren Magnesia, welche an und für sich im reinen Wasser fast unlöslich sind. Die Kohlensäure verursacht nebst der Luft durch ihre Beimischung auch den erfrischenden Geschmack und das Perlen des Wassers. Beide, Quell- und Brunnenwasser im engern Sinne, unterscheiden sich in der Regel dadurch von einander, daß das Quellwasser, den schräg liegenden Gesteinsschichten folgend, meist zu kurze Zeit im Boden verweilt, um während dieses Durch ganges viele mineralische Bestandteile in sich aufnehmen zu können, daß es somit reiner und weicher (d. h. ärmer an festen Bestand teilen) ist als jenes. Das Brunnenwasser entstammt dagegen dem Grundwasser (s. v.), also einem See mit schwacher Strömung; dadurch ist ihm hinreichend Zeit zur Lösung vieler Stoffe gegeben. Es wird also durchschnittlich unreiner und härter (d. h. reicher an festen Stoffen) sein, umsomehr, als ihm noch von der Seite her die ver schiedensten Verunreinigungen zugeführt werden können. Schlußversuche zur Bestätigung. u) Man fülle eine nicht zu kleine Kochflasche vollständig mit Wasser, setze einen Kork mit langer nicht zu enger Glasröhre so auf, daß die Glasröhre mit ihrem unteren, etwas zusammengezogenen Ende 4 bis 5 em in das Wasser reicht, zwischen Kork und Wasser aber keine Luft bleibt, und erwärme die Flasche langsam über einer Spiritusflamme. — Es steigen vor dem Sieden, ja schon vor dem Singen, kleine Luftbläschen auf; sie sammeln sich zum größten Teile unter dem Korke. Läßt man darnach das Wasser wieder erkalten, so bleibt die Luft über denr Wasser stehen; sie muß also vorher im Wasser enthalten gewesen sein. Daß das Quellwasser Luft enthält, sieht man schon aus folgenden alltäglichen Erscheinungen: 1. In einem abends mit frischem Wasser gefüllten Glase findet man morgens viele Luftblüschen an der Innenwand sitzen. Dadurch, daß das Wasser Luft enthält, wird es möglich, daß Tiere und Pflanzen im Wasser leben. Die Fische und die Lurche (in den ersten Stufen ihrer Ver wandlung) saugen die im Wasser gelöste Luft durch ihre Kiemen auf (siehe Heft I, S. 67 und 73 ff.); darum schnappen auch die Insassen