3. Das Regen-, Schnee- und Eiswasser ist, wie wir früher sahen, eigentlich destilliertes, also von mineralischen Bestandteilen freies (weiches) Wasser. Da jedoch die Luft mit verschiedenen staubförmigen und gasartigen Stoffen verunreinigt ist, so nimmt es schon beim Aufsteigen und Verweilen in der Luft, noch mehr aber beim Herab fallen mehr oder weniger von diesen Stoffen in sich auf und wird dadurch verunreinigt. Dies ist insbesondere der Fall, wenn es bei seinem Fallen die verunreinigten Luftschichten über großen Städten abgewaschen hat. Es enthält dann Wohl schweflige Säure, Chlor, Ammoniak und Salpetersäure. Auf reinen Flächen gesammeltes Regen wasser kann allerdings in vielen Fällen ganz rein sein; doch ist das von den Dächern abfließende zu Beginn des Regens meist durch Vogel dünger, Staub und dergleichen verunreinigt. In wasserarmen und sumpfigen Gegenden ist man häufig nur auf das Regenwaffer an gewiesen und sammelt es in gemauerten Behältern (Cisternen) an. Diese müssen gut gebaut und cementiert sein, und man hat sorgfältig darauf zu achten, daß das hineingeleitete Wasser nicht vorher schmutzige Dächer oder verunreinigtes Erdreich abgewaschen habe, weil sonst sehr bald Fäulnis eintritt. Ein weiterer Mangel dieses Wassers ist der geringe Gehalt an Luft (Kohlensäure!), wodurch der Geschmack ein fader und wenig erfrischender wird. Man muß danu Luft hinein pressen (Peitschen desselben mit Ruten!). kiv. Die schweflige Säure und Schwefelsäure des Wassers und Schnees entstammt den Steinkoylenfeuerungen. So enthielt in München frisch gefallener Schnee in I ÜK 7 Milligramm Schwefelsäure, den folgenden Tag 17,6, nach 10 Tagen 62,2 und nach 16 Tagen 91,8 Milligramm. Der Schnee nimmt also sehr rasch die in der Stadtluft vorhandene Schwefel- und schweflige Säure auf. Dieser stark schwefel säurehaltige Schnee ist insbesondere für im Freien stehende Marmordenkmäler und dergleichen verderblich (warum?). Ein englischer Naturforscher fand in einem Liter Regenwasser in Liverpool 35 Milligramm, in Manchester 50, in Newkastle am Tync (Schwefclsäurefabrik!) sogar 430 Milligramm Schwefelsäure. Chlor findet man nur an den Küsten in bedeutender Menge im Regenwasser. Ammoniak entstammt wesentlich den Fäulnisvorgängen und unvollständiger Verbrennung; na mentlich enthält der Schnee viel davon, wenn er längere Zeit am Boden gelegen hat. Salpetersäure entsteht aus Zersetzungsvorgängen organischer Abfälle, teil weise auch durch elektrische Entladungen (Gewitter!). 3. Das (von mineralischen Bestandteilen) reinste Wasser ist das Regen-, Schnee- und Eiswasser; doch wird auch dieses beim Aufsteigen und Berwcilen in der Luft, noch mehr aber beim verabfallen durch fremde Bestandteile ver unreinigt und ist als Trinkwasser nur im Notfälle zu gebrauchen. Dazu kommt, daß es nur wenig Luft enthält und daher fade und wenig erfrischend schmeckt. 4. Laß ein Trinkglas oder eine Wasserflasche mit hartem Brunnen wasser längere Zeit ruhig offen stehen! — Was bemerkst du am Ende an den Wänden beider Gefäße? Desgleichen laß in einem reinen Gefäße mehrmals nach einander klares, hartes Wasser verdampfen! — Was bemerkst du endlich in dem Gefäße?