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rose erhält durch Befeuchtung mit verdünnter Schwefelsäure ihre ur sprüngliche rote Farbe wieder. 2. Gesetz: Schwefel entzündet sich sehr leicht und brennt mit wenig leuchtender blauer Flamme. Dabei entwickelt sich eine Luftart von erstickendem Gerüche, die sogenannte schweflige Säure, welche die meisten Farbstoffe vernichtet. 3. Anwendung: Da der Schwefel sich sehr leicht entzündet, so ist er ein treffliches Zünd mittel (Zündhölzchen, Schwefelfäden, Schießpulver rc.). Die beim Verbrennen desselben entstehende schweflige Säure benutzt man, nm Tier- und Pflanzen stoffe zu bleichen und vor Zersetzung zu schützen, und zur Bereitung der Schwefelsäure. Man bleicht mit Schwefel (schwefelt) besonders tierische Stoffe (Seide, Wolle, Badeschwämme, Federn, Leim, Darmsaiten, Hausen blase rc.), welche durch Chlor nicht farblos, sondern gelb werden, und außerdem Korb- und Strohgeflechte, arabisches Gummi rc. Die schweflige Säure hat aber als Gift die Wirkung, die Lebensfähig keit der Gährungspilze aufzuheben; darum benutzt man Schwefel zum Haltbarmachen (Konservieren, Schwefeln!) eingemachter Früchte, des Bieres und Weines (schwefelt die Fässer), des Hopfens, Fleisches, Dextrin-(Stärkegummi-)sirups, des Zuckersaftes bei der Zuckerbereitung, zum Maischen der Kartoffeln und des Mais in der Spiritusbrennerei, als Desinfektionsmittel (Entgiftung! — Reinigung der Wohnungen, Kleider rc. von Ansteckungsstoffen) rc. Daraus erklärt sich auch die verderbliche Wirkung des Hüttenrauches (auch des Rauches der Schornsteine in den Fabrikstädten) auf die Pflanzenwelt. Er ist im stände, den Pflanzenwuchs der Fluren zu vernichten und ganze Wälder zum Absterben zu bringen; namentlich die Nadelhölzer sind überaus empfindlich gegen die Einwirkung der schwefligen Säure. Man muß deshalb die Besitzer der großen Hüttenwerken angrenzenden Fluren für die Verheerungen des Hüttenrauches entschädigen. Neuerdings sucht man die Schäden auch dadurch zu verringern, daß man durch außergewöhnlich hohe Schornsteine (Halsbrücke 142 w, Muldener Hütten bei Freiberg) die schweflige Säure in höhere Luftschichten führt. In den um die Stadt Chemnitz liegenden Wäldern (Zeisig-, Kirchwald rc.) leiden insbesondere die Nadelhölzer sehr unter dem Rauche der unzähligen Fabrikschornsteine, und auch in anderen Groß städten sehen die Koniferenanpflanzungen der Anlagen in der Regel traurig aus. I). 1. Erfahrung, Anschauung: a) Man reibe Quecksilber längere Zeit mit Schwefel zusammen! Es bildet sich eine schwere Pulverige Masse, die, vorsichtig in einem Kolben erhitzt, sich durch Ab-