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in Schwefelkohlenstoff (eine in reinem Zustande wasserhelle, dünn flüssige, das Licht stark zerstreuende und daher in lebhaften Farben spielende, unangenehm riechende Flüssigkeit, welche dadurch gewonnen wird, daß Schwefeldämpfe über rotglühende Kohlen geleitet oder Schwefelmetalle (Schwefelkies, Zinkblende rc.j mit Kohle geglüht wer den)! Es löst sich nach und nach vollständig auf. Gießt man etwas von der Lösung auf eine Glasplatte, so verdunstet der Schwefel kohlenstoff sehr schnell, und der Schwefel bleibt in Form Winziger gelber Krystalle (Oktaeder) zurück. 2. Gesetz: Der Schwefel ist ein schwefelgelber, starkglänzender, spröder, nicht zu harter Körper. Er ist doppelt so schwer als Wasser und wird beim Reiben elektrisch. Er löst sich in reinem Weingeiste und Äther ein wenig und in erwärmten Ölen und Schwefelkohlenstoff vollständig und scheidet dann darans in Krystallen ab. 3. Anwendung: Wegen seiner Löslichkeit in Ölen verarbeitet man ihn zu Schwefclbalsam (Schwefelsalbe, Schwefelleber rc.), die man hier und da gegen Hautausschläge und Gicht gebraucht. Kautschuk und Guttapercha gewinnen durch Eintauchen in den in Schwefelkohlenstoff gelösten Schwefel (Vulkanisieren; der Kautschuk nimmt Schwefel auf) an Brauchbarkeit. XL. Der Schwefelkohlenstoff ist jetzt nicht nur bekannt als ein ausgezeichnetes Lösungsmittel von Harzen, Fetten, Ölen, Kautschuk, Guttapercha, Schwefel, Phosphor, Jod rc-, sondern wird in neuerer Zeit auch verwendet zum Ausziehen des Fettes aus den Knochen, welche zur Herstellung von Knochenkohle bestimmt sind, zum Ausziehen der Öle aus ölhaltigen Samen (Palmkernen, Oliven, Raps, Rübsen, Lein- und Mohnsamen), zum Entfetten der Wolle und Putzlappen, zur Bereitung des phönizischen Feuers (Mnikm PH-«, eine Lösung von Phosphor in Schwefelkohlenstoff, womit Brand geschosse für gezogene Geschütze hergestellt werden), zur Darstellung der sogenannten Pharaonsschlange (Schwefelcyanammon), bei der galvanischen Versilberung rc. L. 1. Erfahrung, Anschauung: a) Etwas Schwefel erwärme in einer offenen Schale unter Umrühren vorsichtig! Er schmilzt bei ungefähr 113° zu einer dünnflüssigen, honiggelben Flüssigkeit. Gieße davon etwas auf eine mit einem Papierrande umgebene Münze! Man erhält nach dem Erkalten ein sehr reines Abbild davon. d) Wird Schwefel in einem Glaskolben weiter erhitzt, so geht die gelbe Farbe allmählich in Braun über, und er wird dick und zähe. (Bei 160" wird er dickflüssig und pomeranzengelb; bei ungefähr 250" rotbraun und sehr zäh, so daß er beim Umkehren des Gefäßes nicht