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Agave; auch die Nebenblätter können in Dornen umgewandelt sein, wie wir an der Robinie oder falschen Akazie und der aus Südosteuropa durch die Wolle eingewanderten, an der Elbe häufigen Spitzklette (Xuntbium) sehen können. Die Dornen sind die Waffen der Pflanzen gegen die Angriffe der pflanzenfressenden Tierwelt. Merkwürdig ist die Thatsache, daß manche Holzgewächse nur im jugendlichen Zustande, nur so lange, als sie niedrig sind und ihr Laub von den Wiederkäuern, namentlich von Ziegen, Schafen und Rindern, erreicht werden kann, stark be- dornt erscheinen, während sie an jenen Ästen und Zweigen, welche dem Maule dieser Tiere entrückt sind, wenig oder keine Dornen ent wickeln. Die jungen, nieder», nur 1 oder 2 in hohen Bäumchen des wilden Birnbaumes starren von Dornen, während die Zweige in den Kronen der zu 4 oder 5 in Höhe herangewachsenen Bäume dornenlos bleiben; ähnlich ist es mit der Stechpalme. Dasselbe Verhältnis finden wir auch öfter zwischen den angebauten, also unter dem Schutze des Menschen stehenden und den wilden Formen einer und derselben Pflanzenart. An anderen Pflanzen wandeln sich ganze Zweige und Blätter oder auch nur Teile derselben in stechende Gebilde um; dieselben werden Dornen genannt und schützen diese Pflanzen gegen Angriffe von außen. 6. Die Stacheln. Zweige der Rose, Stachel-, Brom- und Himbeere, des Kaktus im Gegensatz zum Schwarz- oder Schlehdorn. Entferne die Stacheln der Rose! Sie lassen sich mit Leichtigkeit ablösen, denn sie sitzen nur auf der Oberhaut auf, während die Dornen umgewandelte Pflanzenteile (Zweige, Blätter rc.) sind. Sie sind also nur Anhangs gebilde der Oberhaut, welche aber wie Dornen erhärten und an der Spitze stechend werden. Auch ihre regellose Stellung spricht für diesen Unterschied, während die Dornen eine ganz bestimmte Stellung ein nehmen. Die Stacheln sind ebenfalls Schutzmittel der Pflanzen gegen die auf Pflanzenkost angewiesenen Tiere; dieselben werden durch sie ab gehalten, die Pflanzen abzuweiden oder auch (wie die Schnecken) an ihnen zu den zarten, stachellosen Teilen empor zu kriechen. Außer dem dienen die Stacheln den schwachstengeligen Gewächsen (Brom beeren, klebriges Labkraut) zugleich als Mittel, sich an anderen Pflanzen ihrer Umgebung in die Höhe zu ranken. Welche Gestalt haben die Stacheln der Rose, der Stachelbeere, der Brombeere und des klebrigen Labkrautes? Warum ist das Sprichwort „Keine Rose ohne Dornen" botanisch betrachtet un richtig?