Gewiß ein Jeder hat seinen eigenen Glanben, seine beson deren Vorstellungen vom Lauf der Welt, von seinem jetzigen und dereinstigen Geschick, und mag auch am besten verstehen, über diese seine eigenen Anschauungen zu urtheilen, wenn er überhaupt die Mühe der prüfenden Selbstbetrachtung sich nimmt. Doch, so gewiß dieses Eine ist, so gewiß ist auch das Andre: daß deswegen noch lange nicht Jeder die gehörige Einsicht besitzt, um nun über den Glanben der Andern und über Glaubensangelegenheiten überhaupt ein maßgebendes Urtheil zu fällen. Denn wer sein eignes Haus kennt und seinen Garten, ja, vielleicht auch noch den des Nachbars, kennt deswegen noch lange nicht das ganze Land, in welchem sein bescheidenes Besitzthum liegt, geschweige denn alle Länder der ganzen Welt, ihre Bedeutung und gegenseitigen Einfluß, und Jeder würde lachen, wenn ein Solcher zum Führer um und durch die Welt sich aufthun wollte. Wer das beabsichtigt, muß die Welt umsegelt und sorgfältig mit ihren verschiedenen Orten und Verhältnissen sich bekannt gemacht haben. — So ist's auch mit der Religion. Nur der, welcher ihr weites Gebiet durchwanderte, der ihre Tiefen und ihren Umfang zu erforschen strebte, nur der kann ein Sachverständiger heißen, mag cr diesem oder jenem Stande angchören, ein Geistlicher sein oder nicht. Jeder Andre ist ein Laie, ec sei sonst was er wolle; selbst wenn er den Titel eines Theologen führte. Niemand wird die Richtigkeit dieses Maaßstabes leugnen können, und wer nur will, kann nach demselben leicht ermessen, wie viele oder wie wenige der Sache wirklich Kundige unter denen zu finden sind, welche heutzutage über Dinge der Religion Hand und Mund am lebhaftesten rühren und deren Worte am meisten gehört und gelesen werden. Den vordersten Reigen führen hier die Verfertiger der Ta gesliteratur. Zeitungen und Wochenblätter sind an und für sich etwas ganz Gutes und Harmloses, ja, beinahe Nothwendiges. Viele