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56 diesem Jahre darauf aufmerksam macht, daß bei einer Anzahl von 25 Millionen Protestanten nur zwei Theologen, aber Männer ohne Amt, bei 14 Millionen Katholiken jedoch 23 Geistliche, dar unter zwei Bischöfe, nach der letzten Reichstagswahl im deutschen Parlamente sitzen. Wenigstens so lange die Kirche nicht voll ständig vom Staate getrennt ist, wird eine größrre Rührigkeit in diesem Punkte den protestantischen Pastoren nur von böswilli ger Seite übel ansgelegt werden können. Es handelt sich dabei überhaupt nicht nm Personen, sondern um die Sache. Für diese allein arbeiten die Männer wahren, besonnenen Fortschritts. Sie gehören keiner Partei an und bilden auch unter sich keine Partei; denn die Wahrheit kann in keiner Fractions- sitznng ausgemacht werden. Fühlen sie sich Eins, dann ist es das Band desselben edcln, die Menschen wahrhaft liebenden Geistes, das sie unsichtbar umschlingt. Biel Muth erforderns, zu ihnen sich zu bekennen. Weil sie, ohne Partei zu machen, das Beste wollen, mißtraut man ihnen von allen Seiten. Sie heißen spott weise „die Vermittler"; aber die, welche diesen Namen von ihnen gebrauchen, beweisen nur, wie wenig sie von der Sache verstehen. Es giebt keine Mitte zwischen Wahrheit und Lüge! — Es scheint nur so, weil der Gang der Wahrheit ein langsamer ist und die Entwick lung der Menschheit eine geschichtliche. — Die für die heiligsten Güter ihres Volkes, ja, aller Menschen arbeiten wollen, müssen daher Geduld haben, ein Gewissen und Grundsätze! — Sie wissen, daß sie vielleicht nichts sehen werden von den Blüthen und Früchten der Saatkörner, die sie in stiller, unverdrossener Mühe ausstreutcn; aber sie wissen auch, daß es ein höheres Gericht giebt, als das des Zeitgeistes, und diese Gewißheit macht sie muthig und ver trauensvoll. Druck der Lehmnun'schen Buchdruckerei, Dresden.