51 letztere treibt die Gegenwart mit vollen Segeln hin. Wenn es gelänge, sic herzustellcn, dann würde den Lehrern dos bcstd Mittel znr Er ziehung entrissen sein, dann führte schon durch die früheste Jugend der Zwiespalt zwischen „weltlicher" und religiöser Bildung, zwischen Wissenschaft und Glauben, und der Riss, der bereits jetzt durch die Gemllther geht, würde nicht geheilt, sondern breiter gemacht, und doch soll gerade das .Christenthum „Welt" und Gott mit ein ander versöhnen! — Außerhalb der Kirche und Schule aber sind noch andere Büttel vernünftige, klare Einsichten und wahre religiöse Gesinnung unter dem Volk zu verbreiten. Als eins der wirksamsten unter ihnen muß das Theater angesehen werde», das sonst mit der Kirche nicht ohne Verwandtschaft ist. Zwar in seiner jetzigen Ge stalt, da fast nur Opern und Spektakelspicle, oder leichtfertige Lustspiele und Possen- nnd Zugstücke auf den Bühnen zu sehen sind, kann es kaum als eine moralische Anstalt angesehen werden. Aber es braucht nicht so zu bleiben. Wie wahr und schön sind die Worte Schiller's in seinem Aufsatz über die Schaubühne aus dem Jahre 1784: „Die Gerichtsbarkeit der Bühne fängt an, wo das Gebiet der weltlichen Gesetze sich endigt. Wenn die Gerechtigkeit für Geld verbündet und im Solde der Laster schwelgt, wenn die Frevel der Mächtigen ihrer Ohnmacht spotten und Menschenfurcht den Arm der Obrigkeit bindet, übernimmt die Schaubühne Schwert und Waage und reißt die Laster vor einen schrecklichen Richterstuhl. Aber hier unterstützt sie die weltliche Gerechtigkeit nur — ihr ist noch ein weiteres Feld geöffnet. Tausend Laster, die jene un gestraft duldet, straft sie; tausend Tugenden wovon jene schweigt, werden von der Bühne empfohlen')." Wer dieser Worte sich er innert und an die Bedeutung des Theaters bei den Griechen denlt, muß von dem Wunsche beseelt werden, daß ein Knnstinstitnt, i) Schiller, die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet. Gesainmtwerkc X, 70. 71.