40 schützen. Die, welche, indem sie immer die „reine Lehre" im Munde führen, Andere dann wegen ihrer Aufrichtigkeit verdächtigen, wissen nicht, wie schwere Schuld sie mit ihrem Mißtrauen und ihrer Gehässigkeit auf sich laden. „Das Christ ent hum ist Leben und Weltgeschichte und nicht System und spcculative Wissenschaft" Neuerungen in der Kirchenverfassung, Einführung von Synoden und Kirchenvorstünden, wodurch man dem vielgerühmten und viel verlangten „Gemeindeprincip" Rechnung zn tragen sucht, nützen allein nichts, wie die klaren, unleugbaren Thatsachen in diesem Jahrhundert der Volksversammlungen, Parlamente und Kirchen tage beweisen. Dergleichen Einrichtungen gewinnen sogar das Ansehen von Scheinmanövern: als wollte man durch das neue Kleid, den modernen Aufputz, mit welchem die Kirche angethan wird, diejenigen beruhigen, welche sie in dem alten Gewände nicht mehr leiden mögen. Besser kann es weder von außen noch von oben, sondern nur von innen werden und dazu gehört nichts mehr und nichts weniger als Muth und Aufrichtigkeit! — „Aber- Unwahrheit im Glauben, sie ist das Leiden, an dein das religiöse Leben unserer Zeit krankt." Selbst die sogenannten Orthodoxen räumen es ein, daß sie nicht mehr genau die Anschauungen haben, welche in den Bekcnntnißschriften niedcrgelegt sind, daß Glauben und Theologie der Neuzeit andere geworden sind, als die der Kirchenväter und der Reformatoren; aber wie viele sind es denn nun, die frei und offen ihre abweichende Ansicht aussprechen? Warum wird auf den Kanzeln nnd in den Schulen die alte Sprechweise, warum werden die gewohnten Ausdrücke und Wen dungen noch fortgebrancht, obgleich man weiß, daß dieselben theils einen ganz anderen Sinn gewonnen, theils jede Bedeutung, jeden Inhalt überhaupt verloren haben? — Eine ehrliche Art zu ') Bunsen, Kirche der Zukunft.