II. Pie Irüchte der liberalen Aussaat. Wer mir einen kurzen betrachtenden Blick auf die durch den geschilderten Liberalismus theils schon wirklich gewordenen, theils noch im Werden begriffenen Zustünde des öffentlichen und privaten Lebens wirft, wird bald deutlich erkennen, wie viel Gutes auf die beschriebene Weise zerstört wird. Schon unter Sachverständigen und Gelehrten giebt es mancher lei Mißverständnisse. Des Meisters Lehre wird oft von seinen Schülern nicht richtig aufgefaßt, seine Behauptungen werden über trieben oder falsche Schlüsse daraus gezogen. — Wie soll nun das Volk das Alles verstehen, was jetzt von den verschiedensten Seiten an dasselbe herangebracht wird? — Welcher schlichte, einfache Mann, ja, wer überhaupt von denen, die keine wissen schaftliche Vorbildung auf irgend einer höhern Schulanstalt genossen haben, soll denn die Aufsätze und Broschüren verstehen, die bald von naturwissenschaftlichen Gegenständen handeln, bald von philo sophischen, bald von culturgeschichtlichen, bald ausschließlich von religiösen Dingen? — Selbst wenn Jemand in gebildeten Kreisen die Herren und Damen, welche von irgend einem wissenschaftlichen Vortrag nach Hause gehn, fragen wollte, was sie denn gehört haben und wie sie über das Gehörte denken, so würde er Viele finden, die ihm weiter nichts sagen könnten, als daß es „schön" war und „der Herr Vortragende sehr gut gesprochen" habe. Wie