16 Hüllungen, unter Schützen-, Turner- nnd Sangesbrüdern auftreten den Festredner. Aus Ermangelung anderer passender Gedanken stellen Biele von ihnen in gebundener oder ungebundener Rede Be trachtungen an über den „Kampf zwischen Licht nnd Finsterniß" und fordern „Alldeutfchland" auf, in diesem Kampfe seine Schuldig keit zu thun gegen die „katholischen und protestantischen Jesuiten." Die Reden werden dann abgedruckt in Lpcalblüttern und erregen das Staunen und die Bewunderung des Publikums. Diesen Fest rednern ähnlich sind die Club- und Bierredner, die in kleinern Kreisen ihre liberalen Ideen an den Mann bringen, und ihre Weisheit gleich den Andern größtentheils aus Zeitungsartikeln schöpfen, die sie in etwas verändertem, theils höherem, theils mehr populärem Stile wiedergeben. Die gelehrteren von ihnen haben wohl auch in das liberale Fach einschlagende Broschüren oder gar Bücher gelesen und sind dann noch mehr überzeugt, daß, wenn man ihren Rath befolgen wollte, in Staat und Kirche sofort Alles besser bestellt sein würde. Neben diesem Allen endlich geht noch der leichtfertige spott süchtige Liberalismus der Jugend einher, die, ob sie nun vom Adel ist oder dem Proletariat entstammt, zu ihrem größern Theil eine Ehre darin sieht, alles, was Religion oder Kirche heißt, überhaupt jede zartere und tiefere Regung zu verachten, oder blasirt zu be spötteln. Schon die kleinen Realschüler und Gymnasiasten halten es für ihre Pflicht, in diesem Sinne der Zeit ihren Tribut zu zollen. Noch bevor sie zum Versuch der ersten Cigarre schreiten, suchen sie einige „freisinnige" Reden sich anzueignen, und nicht selten lächelt der Papa wohlgefällig darüber; denn er meint, in solchen Aeußerungen des Söhnchens scharfen Geist schon zu erkennen, den der hoffnungsvolle Sprosse doch nur vom Vater geerbt haben kann. — Man möchte lachen, wenn die Sache nicht gar so ernst haft wäre! —