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ihnen ein Vorbild sein, wie eine Wissenschaft, ein Geistesgebiet die Grenzen des andern zu respectiren vermag; wie man Natur forscher sein kann, ohne das, was man weiß, bisweilen auch nicht weiß, zu benutzen, um nun mit plumpen Streichen gegen bestehende Sitten und überlieferte religiöse Vorstellungen loszuschlagen. Wenn man dabei erwägt, wie viel von dem, was diese popularisirenden und kokettirenden Männer als pure Wahrheit auspredigen, doch für den Kenner, ja schon für den ernsthaft nachdenkenden Men schen, sehr zweifelhaft ist und auch nur ans mancherlei Voraus setzungen beruht, so möchte man ansrufen: Sie wollen einen Aber glauben durch den andern austreiben! - — Drängt es diese Herrn, sich wirklich nützlich zu machen und läßt ihnen ihr Tinten faß keine Ruhe, bis auch der letzte „schwarze" Tropfen heraus geschrieben ist, damit alle Welt ihre Weisheit erfährt, nun, so giebt es Mancherlei zu besprechen, was die Leute aufklärt und vernünftig macht, ohne daß man dabei gegen Religion und Kirche übermüthig zu polemisircn braucht. Der verstorbene Professor Bock in Leipzig hat es selbst bewiesen durch verschiedene belehrende Aufsätze, Broschüren und Bücher und es ist nur zn bedauern, daß er, diesen Weg verlassend, auch für Verbreitung materialistischer An schauungen nicht unthätig gewesen ist. Wenn die Aerztc und Naturforscher zu einem großen Theil scheele Blicke auf Theologie und Philosophie werfen und beide etwas Von oben herab beurthei- len, so sollte es ihnen doch überflüssig erscheinen, Streifzüge auf diese Gebiete zu unternehmen, die immer nur den Charakter von Streifzügen behalten, d. h. als sehr wenig wissenschaftlich sich zeigen werden. Fast möchte man sich wundern, daß ein Blatt wie die G a r- tenlaube, die in vielen Stücken einen so tobenswerthen Eifer bekundet, die Leser wirklich zu bilden, außerdem noch eine Ehre dareinzusetzen scheint, dann und wann Artikeln der geschilderten Art ihre Spalten zu öffnen und nicht unterlassen kann, bei dieser